Die Verjüngung der Weißtanne
in den Kalkalpen

Forschungsstipendium

Der Forschungsstipendiat Eric Mitterhauser beschäftigte sich im Zuge seines Nationalparks Austria Forschungsstipendiums mit Faktoren, welche die Verjüngung der Weißtanne im Nationalpark Kalkalpen limitieren und wie sich diese zu einem normalen Wirtschaftswald unterscheiden. In diesem Blogbeitrag können Sie eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen dieser Arbeit lesen.

(c)Eric Mitterhauser
Eine wichtige Pflanze für die natürliche Vegetation
Die schattentolerante Weißtanne (Abies alba) gehört zu den einheimischen Nadelholzbaumarten und ist ein ökologischer Stabilisator, sie kann durch ihre tiefen Pfahlwurzeln vernässte Böden aufschließen und bietet zahlreichen Tierarten einen Lebensraum. Das Wurzelwerk der Tanne reicht tief in den Boden hinab, sie ist sogar die am tiefsten wurzelnde Nadelbaumart Europas. Sie kommt natürlich auf einer Seehöhe von 400 – 1400m vor und verjüngt sich gut unter Schirm. Die Bestäubung der weiblichen Zapfen erfolgt durch Wind, auch die Ausbreitung der Weißtannensamen erfolgt vorwiegend über Wind, jedoch verbreitet in seltenen Fällen auch der Tannenhäher ebenfalls die Samen durch das Anlegen von Vorräten im Waldboden. Die Tanne ist ein wichtiger Bestandteil in der Biodiversität der Wälder als Lebensraum für andere Arten, zum Beispiel den Tannen-Glasflügler und den Glanz-Prachtkäfer. Ihr geringer Anteil von rund 4 Prozent in den österreichischen Wäldern ist stark vom Menschen beeinflusst, da in der Forstwirtschaft die Fichte stark bevorzugt wurde und die Tanne somit das Nachsehen hatte, außerdem ist sie als Schattbaumart im Kahlschlagbetrieb der Fichte an Verjüngungskraft unterlegen und sehr anfällig für Wildverbiss. Nationalparks, die im natürlichen Verbreitungsgebiet der Weißtanne liegen, können hier Aufschluss darüber geben, ob und wie schnell die Tanne ihren Anteil an der Waldzusammensetzung wieder erhöht. Als Beispiel wird im Nationalpark Kalkalpen (NPK), aufgrund der potenziell natürlichen Waldgesellschaft, ein höherer Tannenanteil als die aktuellen 2 Prozent erwartet, dieser bleibt jedoch aus. Da die Tanne einen wichtigen Bestandteil der natürlichen Vegetation darstellt besteht großes Interesse daran, die limitierenden Faktoren der Weißtanne in der Verjüngung zu ermitteln.
(c)Eric Mitterhauser
Weißtanne hat mehr Vorteile im Nationalparkgebiet
Bei einer bedeutenden Mischbaumart wie der Weißtanne (Abies alba Mill.), die als ökologischer Stabilisator gilt und dennoch einen geringeren Anteil in den österreichischen Wäldern hat als erwartet, ist es besonders wichtig, die limitierenden Faktoren dieser Baumart zu kennen. In der Masterarbeit soll aufgezeigt werden, was die limitierenden Faktoren bei der Verjüngung der Weißtanne in unbewirtschafteten Wäldern sind und wie sich diese Faktoren in einem Wirtschaftswald unterscheiden. Der Nationalpark Kalkalpen und der angrenzende Forstbetrieb Steyrtal der Österreichischen Bundesforste AG wurden hierfür als Untersuchungsgebiet herangezogen. Es wurden in verjüngungsnotwendigen Flächen Probekreise angelegt und deren Verjüngung aufgenommen. Im Nationalpark wurden hierzu 223 Probekreise aufgenommen und im Forstbetrieb wurden 43 Probekreise in 3 Revieren aufgenommen. Es wurde untersucht, ob durch Bejagung der Wildeinfluss auf die Tanne beeinflusst werden kann. Des Weiteren wurde der Einfluss von Samenbäumen, Exposition und Überschirmungsgrad auf das Vorhandensein und die Höhe der Tannenverjüngung untersucht. Als maßgeblicher Faktor für das Aufkommen der Tanne in der Verjüngung wurde das Vorhandensein eines Tannensamenbaums in der unmittelbaren Nähe identifiziert (p < .001). Ein Samenbaum im Umkreis von 25 m erhöht die Wahrscheinlichkeit eine Tannenverjüngung vorzufinden von 12.8 % auf 55.6 %. Der Wildeinfluss zeigte eine Auswirkung auf die Höhe der Tannenverjüngung, jedoch nicht auf ihr generelles Vorkommen. Auch die Überschirmung hatte einen Einfluss auf die Höhe der Tannenverjüngung. Beim Vergleich zwischen dem unbewirtschafteten Nationalpark Kalkalpen und dem bewirtschafteten Forstbetrieb Steyrtal zeichnete sich in Bezug auf den Faktor Samenbaum ein Trend (p = .059) ab, welcher verdeutlicht, dass im Nationalpark die Wahrscheinlichkeit einen Samenbaum auf einer Verjüngungsfläche vorzufinden höher ist. Die Überschirmungsflächen unterscheiden sich signifikant voneinander, denn der Überschirmungsgrad des Nationalparks ist im Mittel um 19.20 % höher als jener des Forstbetriebes (p < .001). Damit die Tanne in Zukunft ihren wichtigen Anteil in stabilen Wäldern hat, sollte besondere Rücksicht auf ihre ökologischen Bedürfnisse genommen werden.
 
 
Text: Eric Mitterhauser
(c)Eric Mitterhauser
(c)Eric Mitterhauser

 
 

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