Vegetationsökologisches Monitoring
auf der Aschamalm

Hohe Tauern

Die Aschamalm stellt eine wichtige Pufferzone zum Sonderschutzgebiet "Wildnisgebiet Sulzbachtäler" dar. Nachdem die Bewirtschaftung eingestellt und die Flächen der natürlichen Sukzession überlassen wurden, konnten die Auswirkungen nun mithilfe eines vegetationsökologischen Monitorings untersucht werden.

(c)NPHT Salzburg
Die Aschamalm im Untersulzbachtal ist für den Nationalpark Hohe Tauern von besonderer Bedeutung. Sie ist
unmittelbar dem ehemaligen Sonderschutzgebiet „Inneres Untersulzbachtal“ und nunmehr seit dem 07.09.2017
in Kraft getretenen Sonderschutzgebiet „Wildnisgebiet Sulzbachtäler“ vorgelagert und stellt hier eine wichtige
Pufferfunktion zum Wildnisgebiet dar. Daher wurde 2016 nach dem Grunderwerb durch den Salzburger
Nationalparkfonds beschlossen, auf eine Beweidung dieses Gebietes in Zukunft zu verzichten und die Flächen
der natürlichen Sukzession zu überlassen. Um die Auswirkungen dieser Bewirtschaftungsänderung auf die
Vegetation zu dokumentieren, wurde von Seiten des Nationalparks ein vegetationsökologisches Monitoring
installiert. Das Ziel dieses Monitorings ist es, kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen der Einstellung der
Beweidung auf die Vegetation und die Artenvielfalt auf der Aschamalm zu dokumentieren.
Die ersten Monitoringflächen (M 411 – M 413) wurde bereits 2014 im Zuge der Almnutzungserhebung im
Nationalpark Hohe Tauern-Salzburg eingerichtet. Im Jahr 2016 wurden auf der damals noch intensiv beweideten
Aschamalm die Monitoringflächen um vier weitere Flächen ergänzt (M 416 – M 419). Im Jahr 2017 erfolgte die
erste Wiederholung der Vegetationsaufnahmen auf den bisherigen Standorten, zusätzlich wurden weitere zwei
Monitoringflächen auf ehemals beweideten Flächen eingerichtet (M 420 und M 421). 2018 erfolgte die zweite
Wiederholung der Vegetationsaufnahmen auf den bisherigen Standorten und fünf weitere Monitoringflächen
wurden neu eingerichtet. Dabei wurden drei neue Monitoringflächen auf ehemaligen Waldweiden und zwei auf
artenreichen, ehemaligen Borstgrasrasen in Lawinenstrichen ausgewählt, da hier signifikante Verschiebungen
des Artenspektrums erwartet werden (M 422 – M 426). 2019 erfolgte die dritte und 2020 die vierte Wiederholung
der Vegetationsaufnahmen auf den 14 bestehenden Monitoringflächen. Auf diese Weise soll die Veränderung
der Vegetation infolge der Nutzungsauflassung dokumentiert werden. Somit baut dieser Bericht auf den
Ergebnissen aus den Jahren 2014, 2016 2017, 2018 und 2019 auf, und umfasst die Ergebnisse der
Vegetationsperiode 2020.
 
Beschreibung Aschamalm
Die Aschamalm liegt auf ca. 1.600 m ü. A im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg im Untersulzbachtal. Das
Untersulzbachtal mit 13 km Länge befindet sich an der Nordseite des Großvenedigermassivs und weist
einen schmalen Talboden auf, der durch den Untersulzbach geprägt wird. Das Tal steigt vom Waldgebiet zu
einem vergletscherten Talschluss auf und ist von Steilhängen dominiert. Die Topographie des Tales ist sehr
naturbelassen und ursprünglich. Typische Lebensräume im Bereich der Almen des Untersulzbachtals sind
Silikatfelsen, Silikat-Schutthalden, Lärchen-Zirbenwälder, Intensivweiden und Borstgrasrasen. Der Talschluss
des Untersulzbachtales ist als Sonderschutzgebiet "Inneres Untersulzbachtal" bzw. seit dem 7.9.2017 als
Sonderschutzgebiet "Wildnisgebiet Sulzbachtäler" ausgewiesen. Laut § 2 der Wildnisgebiet Sulzbachtäler-
Sonderschutzgebietsverordnung ist der Schutzzweck die Gewährleistung der natürlichen Dynamik des unter
Schutz gestellten Gebietes einschließlich seiner Tier- und Pflanzenwelt zur Schaffung eines Wildnisgebietes,
das primär von natürlichen Prozessen geprägt und frei von menschlichen Eingriffen ist.
Die Aschamalm wurde vom Nationalpark Hohe Tauern Salzburg als Eigentum erworben. Die Almflächen
außerhalb des ehemaligen Sonderschutzgebietes "Inneres Untersulzbachtal" waren bis 2016 intensiv
beweidet. Seit 2017 wird sie als Puffer im unmittelbaren Vorfeld des „Wildnisgebietes Sulzbachtäler“ der
natürlichen Entwicklung überlassen. Es soll beobachtet werden, wie sich die Vegetation nach
Nutzungsauflassung verändert und in welchem Zeitraum diese Veränderungen zu beobachten sind.
(c)NPHT Aigner
Auswahl der Monitoringpunkte
Die Monitoringpunkte wurden nach folgenden Kriterien im Gelände ausgewählt:
· Möglichst breite Abdeckung der unterschiedlichen Biotoptypen bzw. FFH Lebensräume
· Möglichst breite Abdeckung des Erhaltungsgrades der FFH Lebensraumtypen
· Möglichst breite Spanne unterschiedlicher Standortparameter (Neigungen, Seehöhe,
Exposition, Nährstoffhaushalt)
· Möglichst breite Abdeckung unterschiedlicher almwirtschaftlicher Parameter (Entfernung
vom Almzentrum, Qualität der Futterflächen, Erreichbarkeit für das Weidevieh)

Verortung der Monitoringpunkte
Die Lage der Punkte wurde auf fünf Ebenen verortet: auf dem Luftbild, als GPS-Koordinate, mit einer verbalen
Lagebeschreibung sowie anhand von Übersichtsfotos. Jeder Monitoringpunkt wurde mit einem Magneten
markiert, der ca. 5 - 10 cm tief in der Erde vergraben wurde. Diese Magnete sind mit Hilfe eines
Magnetsuchgeräts punktgenau auffindbar.
(c)eb&p Umweltbüro GmbH
Vegetationserhebung
An jedem Monitoringstandort erfolgte eine Vegetationsaufnahme auf 5 x 5 m. Die Vegetationsaufnahmen
erfolgten in Anlehnung an die Methode von BRAUN-BLANQUET (1964), wobei der Deckungsgrad der
Pflanzenarten in den Klassen „ein bis zwei Individuen“ (= „r“), „Deckung unter 1%“ (=“+“); „1-10 %“ (in
Prozentstufen) und über 10% (in 10er Stufen) geschätzt wurde. Neben der Vegetationsaufnahme erfolgte für
jede Monitoringfläche die Erhebung des übergeordneten FFH-Lebensraumtyps. Jede Monitoringfläche wurde
fotografisch dokumentiert.
Es erfolgte die Wiederholung der Vegetationsaufnahmen auf sieben Monitoringflächen, die erstmals 2014 bzw.
2016 (vor der Auflassung der Beweidung) eingerichtet worden sind. Für eine Fläche erfolgte eine Ersatzaufnahme
an einem nahen, vergleichbaren Standort; die ursprüngliche Monitoringfläche war bei einem zwischen den
Jahren 2016 und 2017 erfolgten Murereignis verschüttet worden. Zudem wurden 2017 zwei neue
Monitoringstandorte im Kernbereich der ehemals beweideten Almfläche eingerichtet. 2018 wurden fünf weitere
Monitoringpunkte im Bereich der ehemaligen Waldweise sowie auf lawinenbeeinflussten ehemaligen
Magerweiden einbezogen.

Standortparameter
Für jede Monitoringfläche wurden die aktuellen Standortparameter wie Hangneigung, Wasserhaushalt,
Nährstoffversorgung, aktueller Bruttoertrag in dt TM/ha und die aktuelle Futterqualität der Fläche geschätzt.
 
Erste Zwischenergebnisse
Die nachfolgenden Grafiken zeigen die Entwicklung der Vegetation von 2016 bis 2020. In der Abbildung 4 ist die
Entwicklung der Artenzahlen insgesamt innerhalb der Monitoringflächen dargestellt, die Abbildung 5 zeigt die
Anzahl der Pflanzenarten pro Vegetationsaufnahme.
(c)NPHT Salzburg
(c)NPHT Salzburg

Die bisherigen Ergebnisse zeigen einerseits die dynamischen Prozesse auf der Aschamalm auf und anderseits,
dass überraschenderweise auch im Jahr 2020 die Artenzahlen nochmals deutlich gestiegen sind. Dabei hat sich
die Vegetation an den Steinen mit viel mehr Hauswurzen, Orchideen-Individuen und auch Türkenbundlilien als in
den Vorjahren so extrem entwickelt. Mit Spannung wird den Ergebnissen der kommenden Jahre
entgegengeschaut, wann der Peak der Artenvielfalt erreicht wird, oder ob es erneut eine Steigerung geben wird,
und wann die Gehölze deutlich mehr werden.


Verwendete Literatur:
Aigner, S. (2020): Vegetationsökologisches Monitoring auf der Aschamalm im Untersulzbachtal im Jahr 2020

 
 

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