Stürmische
Zeiten

Rangergeschichte

Auch wenn sich Sebastian Sperl (Neusiedler See – Seewinkel) keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen kann, gibt es doch Situationen, in denen sein Nervengerüst auf die Probe gestellt wird. Dann heißt es Zähne zusammenbeißen.

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Gegen den Wind

Ein Job unter freiem Himmel, inmitten schönster Naturlandschaft, ist etwas wunderbares. Während andere am Schreibtisch sitzen, sehnsüchtig aus dem Fenster blicken und auf den Feierabend warten, um noch etwas Zeit an der frischen Luft verbringen zu können, kann ich dieses Privileg während meiner Arbeitszeit genießen! Fernab des Alltagstrubels genieße ich die Sonne im Gesicht, während mir eine angenehme Brise durch die Haare fährt.

Den Witterungseinflüssen ausgesetzt zu sein, ist aber natürlich nicht immer eine Wohltat, das Potential für Verdruss groß.

Als erstes kommt einem dabei wohl Regen in den Sinn. Dieser ist im Seewinkel ja eher Mangelware, und sollten sich doch einmal ein paar Tropfen hierher verirren, kann man sich gut mit passender Kleidung dagegen schützen.

Kälte ist für mich selten ein Problem. Im Zwiebelschalenprinzip eingehüllt in eine variable Anzahl an Kleidungsschichten lässt es sich in unseren milden Wintern gut unter freiem Himmel aushalten. Nur in den Zehen zwickt es bei Minusgraden manchmal. Dann gilt es einfach, ein bisschen zu Trampeln, Springen oder Hampelmann zu machen, und schon ist die Durchblutung wieder angeregt. 

Großer Hitze zu entgehen, ist schon schwieriger. In einer flachen, über weite Strecken baumlosen Landschaft, ist Schatten nur schwer zu finden. Ist man mit einer Exkursionsgruppe unterwegs oder steht den ganzen Tag bei einem Infopoint in der prallen Sonne, ist es mehr als ratsam, sich mit ausreichend Wasser und vor allem einen guten Kopfschutz auszurüsten. Ansonsten werden bald die ersten kleinen Kopfweh-Wellen als Vorboten eines drohenden Sonnenstichs anrollen.

An was man in anderen Regionen eventuell weniger denkt, ist Wind. Von diesem gibt es rund um den Neusiedler See jedoch zu jeder Jahreszeit genug! Mein Verhältnis zu Wind ist ein gespaltenes, die Bandbreite an hervorgerufenen Empfindungen eine große. Und abgesehen von seiner angenehm kühlenden Wirkung an heißen Sommertagen, kann ich diesem Witterungseinfluss nur wenig abgewinnen.

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Mental gestärkt durch den Sturm

Er war bereits an schmerzende Stimmbänder schuld, wenn man sich während einer dreistündigen Exkursion lauthals gegen das Rauschen und Tosen durchzusetzen versucht.

Eine Erkältung ist die Folge, wenn man an einem 20°C warmen Maitag das Nationalparkzentrum blauäugig und leicht bekleidet verlässt, dabei aber den schwankenden Bäumen zu wenig Beachtung schenkt.

Frust stellt sich ein, wenn man zum Höhepunkt des Herbstvogelzuges versucht, die nur wenige dutzend Meter entfernten Limikolen zu bestimmen, dies aber einfach nicht gelingen mag, weil eine steife Brise an Körper und Optik rüttelt und zerrt.

Und Wut kommt auf, wenn man auf dem Fahrrad beim Kontrolldienst in der Brettlebenen mit letzter Kraft in die Pedale tritt, und trotzdem kaum 15km/h fährt, weil der Sturm unerbittlich ohne auch nur eine Sekunde nachzulassen frontal ins Gesicht peitscht. Jeder Meter ist hart erkämpft. Das zehrt an den Nerven, und nicht erst einmal war diese Schlacht der Grund für einen kurzen, erzürnten Schrei. Danach kommt die Phase der Resignation, und noch etwas später, wenn man sich mit der Situation abgefunden hat, erreicht man einen Zustand buddhistischer Kontemplation. Man lässt den Sturm Sturm sein und steht mental gestärkt über den Dingen. Zumindest bis zum nächsten Mal.

 

Text: Sebastian Sperl

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