Richtig kalt
und trotzdem warm

Rangergeschichte

Nationalpark Ranger Christian Leimberger (Gesäuse) ist quasi Zeit seines Lebens in den Bergen unterwegs, Sommer wie Winter, am Tag wie auch in der Nacht. Die besonderen Momente erlebt man halt nur zu besonderen Zeiten. Die Entbehrungen sind manchmal groß, aber die Erfahrung unbezahlbar. Erinnerungen an Bergerlebnisse verschwimmen oft nach einiger Zeit. Ein paar Wenige sind aber lange Zeit so klar im Kopf wie eine eiskalte Winternacht – so, als ob sie gestern passiert wären.

Nationalpark Ranger
(c)Thomas Sattler

In den eisigen Höhen der Reichensteingruppe

Spät dran waren wir schon für eine Wintertour, ca. 1 Stunde vor Sonnenuntergang war Abmarsch zur Klinke Hütte. Macht nichts, es war sowieso Altjahrestag, und auf der Hütte wartete eine Silvesterparty auf uns. Der Normalweg kam nicht in Frage, wir wollten uns noch ein bisschen fordern und stapften zu Fuß über die Scheiblegger Hochalm auf den Kreuzkogel, weiter mit leichter Kletterei entlang des Riffelgrates auf den Gipfel der Riffel, und von dort sollte der Abstieg zur Hütte keine Probleme mehr machen – soweit der Plan. Wir unterschätzten die schlechte Sicht, den Schneesturm und die Finsternis beim Abstieg vom Gipfel. Nach einigen Runden in den eigenen Spuren bei völliger Orientierungslosigkeit und ohne Biwaksack beschlossen wir, den mühsamen Weg retour zu gehen. In der Hoffnung, dass unsere Spuren noch sichtbar sind. Wir hatten Glück. Fünf Minuten vor Mitternacht kehrten wir zurück ins gemütliche Heim von Mama. Die war sichtlich überrascht, aber heilfroh, uns gesund wieder zu sehen. Noch ein Gläschen zum Anstoßen aufs neue Jahr und den überstandenen jugendlichen Leichtsinn, dann tieeef schlafen.

Zwei Menschen schieben Schnee
(c)Andreas Hollinger

Das ist nur eine Episode von Erfahrungen über alpine Winternächte, die sehr gut in Erinnerung geblieben ist. Während, in Gedanken versunken, die Bilder dazu in meinem Kopf erscheinen, läutet plötzlich das Telefon…

C (Christian): Hallo?

A (Anrufer): Hallo, spreche ich mit Christian Leimberger, Nationalpark Ranger?

C: Ja, das stimmt. Wie kann ich helfen?

A: Ich bin der Andreas. Das Infobüro hat mir deine Nummer gegeben. Ihr habt’s da eine Veranstaltung im Winterprogramm, das Waldläufercamp. Zu der hätte ich noch ein paar Fragen.

C: Ja spitze, gute Wahl, um was geht es denn?

A: Ich würde gerne das Nationalpark Waldläufercamp im Winter mitmachen. Aber ich glaube, das ist mir zu heftig. Weiß nicht, ich habe so meine Zweifel, ob ich das schaffe. Kann ich da auch jederzeit wieder weg?

C: Ok Andreas, freu‘ mich, dass du dich bei mir meldest. Erstens finde ich gut, dass du deine Bedenken offen sagst, was ein Zeichen ist, dass du die Herausforderung annehmen willst. Und Zweitens: Es gibt immer ein erstes Mal und wir machen nix, was wir nicht gut überlegt haben. Bist du eher Skifahrer oder Schneeschuhwanderer?

A: Eigentlich beides, habe aber erst voriges Jahr mit dem Skitourengehen begonnen. Mit den Schneeschuhen war ich öfter unterwegs.

C: Wie viele Touren gehst du im Winter?

A: Naja, weiß nicht so genau. Dann und wann, wie sich’s halt ausgeht.

C: Und wie viele Höhenmeter gehst du bei einer Tour?

A: Hm, so um die 2 Stunden gehe ich halt, manchmal mehr, wenn wir eine Tour in den Bergen machen. Aber im Skifahren bin ich echt grottenschlecht.

Drei Menschen sitzen im Schnee.
(c)Andreas Hollinger
Drei Menschen bereiten Essen zu.
(c)Andreas Hollinger

C: Na gut, um’s Skifahren geht’s eh nicht, außerdem bewegen wir uns beim Aufstieg und bei der Abfahrt ausschließlich auf Forststraßen. Für die Kondi würde ich bei den nächsten Touren vielleicht ein paar Steine oder sonst was Schwereres in den Rucksack packen, dann gewöhnst du dich an das Gewicht für die Tour ins Waldläufercamp.

A: Das bekomme ich wahrscheinlich gar nicht alles rein für 3 Tage in der kalten Gegend… und das alles wirklich nur im Freien?

C: Keine Angst, mit unserer Packliste kannst du leicht die Übersicht behalten. Hochwertige Ausrüstung ist jedenfalls von Vorteil, und falls das nicht ausreicht, haben wir für alle Fälle immer eine Lösung parat. Mein Kollege und ich pflegen eine langjährige Bergfreundschaft, sind auch beide bei der Bergrettung und haben miteinander schon einiges an Erfahrung sammeln dürfen. Es ist ganz normal, dass man vor solchen Unternehmungen Respekt hat, aber ich kann dir nur sagen, so ein Naturerlebnis bei uns im Nationalpark Gesäuse zahlt sich immer aus und bleibt bestimmt lange in guter Erinnerung.

A: Wunderbar, das beruhigt mich. Du, wie ist das eigentlich mit dem Essen? Gehen die Ranger für uns auf die Jagd? Oder schießen wir uns einen Hirsch und graben Wurzeln aus?

C: Wenn ich ehrlich bin, nichts von beiden. Um die Lebensmittel brauchst du dich nicht zu kümmern. In Wahrheit haben wir genug andere Aufgaben, die uns beschäftigen werden. Wir werden Feuer brauchen und eine warme Unterkunft, mehr sag' ich nicht. Eines kann ich Dir aber verraten, wir werden bestimmt nicht Hunger leiden müssen.

A: Zum Glück, ich dachte schon es gibt nur das, was wir dort finden. Oder, Erfrorene brauchen ja nichts mehr zu Essen... die Nacht ist ja saukalt im Freien, ohne Dach überm Kopf, ohne Heizung und nicht einmal Handyempfang haben wir, stimmt das?

C: Das ist richtig, es kann richtig kalt werden. Genau das ist aber das Spannende, alles andere sind wir eh gewohnt. Wie wir das relativ komfortabel überleben können, soll aber noch ein Geheimnis bleiben. Die Tiere machen das ganz erfolgreich, von denen kann man einiges lernen.

A: OK, da bin ich echt schon neugierig. Mir fällt jetzt auch nichts mehr ein, und hoffe ich habe alles dabei, was ich brauche.

C: Bestimmt. Falls noch Fragen auftauchen sollten, kannst mich ja wieder anrufen. Ich helfe gerne weiter.

A: In Ordnung, dann wünsche ich noch einen schönen Abend und vielen Dank für die Auskunft!

C: Gerne, freue mich, dich kennen zu lernen. Alles Gute, und hoffentlich bis bald im winterlichen Nationalpark Gesäuse!

 

Text: Christian Leimberger

Holz brennt in einer Feuerschale.
(c)Andreas Hollinger

 
 

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