Artenreichtum der
Pflanzenwespen
Seit dem Jahr 2015 untersucht Romana Netzberger gemeinsam mit Ewald Altenhofer die Artenvielfalt und Biologie der bisher relativ wenig untersuchten Pflanzenwespen im Nationalpark Gesäuse. Auch wenn die Pflanzenwespen ein weitgehend verstecktes Leben führen, sind sie ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme.
Artenreichtum und funktionelle Eigenschaften der Pflanzenwespen
Pflanzenwespen sind eine pflanzenfressende Insektengruppe innerhalb der Hautflügler, die in Österreich mit etwa 740 Arten vertreten ist. Im Gegensatz zu ihren nahen Verwandten, wie etwa den Bienen, Hummeln und Ameisen, besitzen die ausgewachsenen Pflanzenwespen keine Wespentaille und auch keinen Stachel. Sie bewohnen vorwiegend vegetationsreiche, feuchte, offene, jedoch windgeschützte Lebensräume wie zum Beispiel Waldränder, feuchte Wiesen, Waldlichtungen und Bachtäler. Ihre Larven ähneln sowohl in ihrer Körperform als auch in ihrer Lebensweise den Schmetterlingsraupen. Sie ernähren sich von pflanzlichem Gewebe und sind oft sehr eng an ihre Futterpflanzen gebunden.
Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat Romana Netzberger gezielte Sammelexkursionen im Nationalpark Gesäuse durchgeführt und alle bisher bekannten Funddaten von Pflanzenwespen aus dem Gebiet zusammengefasst. Die aktuelle Artenliste der Pflanzenwespen aus dem Nationalpark Gesäuse umfasst nun insgesamt 237 Arten. Aus keinem anderen Gebiet ähnlicher Größe innerhalb Österreichs sind derart viele Pflanzenwespenarten bekannt. Die hohe Artenzahl im Untersuchungsgebiet reflektiert dabei sowohl die große Vielfalt der dort vorkommenden Lebensräume, als auch die hohe Sammelintensität unter Einsatz unterschiedlicher Sammelmethoden.
Für die aus dem Nationalpark Gesäuse bekannten Pflanzenwespenarten wurden im Zuge der Arbeit Angaben zur Morphologie, Biologie und Verbreitung aus der Literatur zusammengetragen. Auf dieser Grundlage wurde die Pflanzenwespenfauna des Nationalparks Gesäuse ökologisch charakterisiert. Die Ergebnisse deuten unter anderem darauf hin, dass gefährdete Arten und Futterspezialisten eine geringere vertikale und horizontale Verbreitung haben als ungefährdete Arten bzw. Futtergeneralisten. Außerdem konnten im Nationalpark Gesäuse 19 neue Larven-Futterpflanzen-Kombinationen beobachtet werden, die aus der Literatur bisher noch nicht bekannt waren.
Die Ergebnisse der Masterarbeit stellen eine gute Basis für weitere ökologische Untersuchungen von Pflanzenwespen dar. Künftig wäre es wichtig, mehr über die Umweltansprüche und räumlichen Verbreitungsmuster einzelner Arten herauszufinden. Dies würde auch eine erste Gefährdungseinschätzung dieser Insekten in Österreich ermöglichen.
Text: Romana Netzberger
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