Landschaftsentwicklung
in der zentralen Ankogelgruppe
Angelika Halbwirth beschäftigte sich während ihrer Diplomarbeit im Nationalpark Hohe Tauern mit glazialer und periglazialer Landschaftsentwicklung in der zentralen Ankogelgruppe seit der Jüngeren Dryas.
Glaziale und periglaziale Landschaftsentwicklung in der zentralen Ankogelgruppe seit der Jüngeren Dryas
Das Hochgebirge wird stark durch Gletscher und Permafrost geprägt. Vorzeitstände von Gletschern zu skizzieren und ungefähre Entstehungszeiträume der Blockgletscher (große Permafrosterscheinungen) herauszufinden waren daher Hauptgegenstand der Masterarbeit. Das gewählte Arbeitsgebiet liegt zum Großteil im Nationalpark Hohe Tauern und beheimatet unter anderem prominente Gipfel wie den Ankogel (3252m), die Hochalmspitze (3360m) und das Säuleck (3086m). Bedeutende Gletscher in diesem Gebiet sind beispielsweise das Kleinelendkees am Ankogel oder das Großelend-, das Hochalm-, das Winkel- und das Trippkees rund um die Hochalmspitze. Der zeitliche Rahmen, in welchem die Rekonstruktionen stattfinden sollten, spannt von der Jüngeren Dryaszeit vor rund 12.700 bis 11.700 Jahren (ausgehendes Spätglazial) über das gesamte Holozän bis heute. Spezielles Augenmerk lag am letzten Höchststand der Gletscher in der „Kleinen Eiszeit“ um 1850, da aus dieser Zeit weitgehend gut erhaltene Moränenwälle in den Alpen zu finden sind. Neben computergestützten Modellierungen waren vor allem Arbeiten direkt im Gelände und die Recherche in umfassender Literatur wichtige Werkzeuge, um die „Geschichte“ ausgewählter glazialer und periglazialer Landschaftsformen im zentralen Bereich der Ankogelgruppe nachzuerzählen.
Zur Altersbestimmung von Moränenwällen, Schuttkegeln und Blockgletschern wurden Schmidt-Hammer-Messungen durchgeführt. Vereinfacht gesagt werden bei dieser Methode die durch einen Aufprall erfassten Widerstandswerte der Gesteinsoberfläche in Altersangaben umgerechnet. Gesteinsblöcke auf dem Blockgletscher östlich der Mallnitzer Scharte konnten so beispielhaft auf ein Alter von mehreren tausend Jahren datiert werden.
Die Eisdicke und das Volumen der Gletscher zu bestimmten Vorzeitständen wurde entlang von Längsprofilen bzw. Fließlinien nachgebildet. Als Basis dienten detaillierte geomorphologische Kartierungen in Verbindung mit Überlegungen zu komplexen Einflussfaktoren wie der Rheologie (dem Fließverhalten) des Gletschereises über verschiedenen Untergrundarten und der Steilheit des Geländes. Aufbauend auf die „in 3D“ nachgebildeten vorzeitlichen Gletscherstände folgten Abschätzungen der Gleichgewichtslinie, also jener Seehöhe, an der die jährliche Schneeakkumulation der Abschmelzung gleicht. Die Höhenlage der Gleichgewichtslinie sowie die Entfernung zwischen periglazialen und glazialen Formen ermöglichen es, Aussagen zum vergangenen Klima im Gebiet zu treffen – und das war deutlich kühler.
Text: Angelika Halbwirth
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