Jägerlatein?
Unterwegs im Seebachtal

Rangergeschichte

Die beiden Nationalpark Ranger Christian Steiner und Walter Pucher (Hohe Tauern) berichten von einem unvergesslichen Erlebnis mit einem Steinadler und einem Gamskitz im Seebachtal.

(c)NPHT

Christian Steiner

(c)NPHT Christian Steiner

Walter Pucher

Der Tag an dem ich mein Leben beinahe im Dienste meines nicht nur Berufes, sondern viel mehr meiner Berufung lies. Das ist die Geschichte des mordlüsternden Steinadlers im Seebachtal.

Es war ein lauer Sommermorgen im Mallnitzer Seebachtal im Herzen des Nationalparks Hohe Tauern. Dienstbeginn 5 Uhr mit Auftrag zur Sanierung eines Kamines auf der Pleschischghütte, eine unserer Jagdhütten im Seebachtal. 5:30 Uhr: Die Buckelkraxen mit Werkzeug und dem neuen Kamin sind gepackt. Somit können wir, Christian, Walter und Diensthund Brita aufbrechen. Der Aufstieg mit den gefühlten 100 kg am Rücken zieht sich doch über eineinhalb Stunden in steilem Gelände. Die aufgehende Sonne tut ihr übriges zu unseren sich anhäufenden Schweißperlen auf der Stirn. Auf der Hütte angekommen wird zu allererst das Marschgepäck in Form eines kräftigen Frühstückes erleichtert. Natürlich wird erstmals eine Bestandsaufnahme des Rotwild- und Gamswildbestandes gefertigt, bevor es dann ab an die heutige handwerkliche Arbeit geht. Hier im Gelände muss man immer kreative Lösungen parat haben und mit den oft spärlichen Mitteln die zur Verfügung stehen arbeiten. So fertigen wir eine provisorische Leiter, um erstmal den alten Kamin abzutragen und den Neuen zu montieren. Schon mal hier wird auch gleich noch die Wasserfassung Instandgesetzt und so einiges in der Hütte repariert.

(c)NPHT Christian Steiner

Pleschischghütte

Aufgepackt mit dem knapp 3 Meter langen alten Eisenkamin beginnt die Odyssee von Christian, Walter und Hündin Brita.  Fröhlich begeben wir uns in Richtung Westen bis zum nächsten markierten Wanderweg, steil bergab durch einen Jahrhunderte alten Bergurwald des Seebachtals bis der Pleschischgbach in Form eines Grabens zu queren ist. Zu allererst der kleinere Zufluss: bewaffnet mit Bergstöcken stellt dies kein größeres Problem für Brita, Walter und mich dar. Der von in diesem Jahr durch Unmengen von Schmelzwasser gespeiste Pleschischgbach fordert schon mehr alpines Geschick. Am späten Nachmittag ist das Rinnsal durch die heißen Tagestemperaturen zu einem reißenden Bach angeschwellt. Die Diensthündin Brita musste hier sicher darüber geführt werden, welches sich nicht als die einfachste Aufgabe erwies, denn auch sie wusste, dass hier nur ein kleiner Fehltritt ihr letzter gewesen sein könnte.

Mit der Last des überdimensionalen Rohres und Werkzeugs auf den Schultern sowie der emotionalen Hund-über-Bach-Querung hielt ich die Stellung im Bach und schnurstracks war die Hündin unversehrt am anderen Ufer. Erleichterung machte sich breit, Brita lief erfreut vor und zurück, Walter und ich unterhielten sich freudig, doch diese Unterhaltung nahm ein abruptes Ende: Der Berufsjäger verstummte, zückte sein Fernglas so schnell wie ein Cowboy seinen Colt im Duell, sah in den Himmel und warnte mich mit den Worten: „Geh weg, pass auf!“. Ein dumpfer Knall 2m neben mir brachte mich zum Zittern. Mein Blick wanderte zu Walter der noch immer in den Himmel starrte und so tat ich es auch. Ein Steinadler wurde ca. 30 m über uns von 2 Kolkraben attackiert, ein Naturschauspiel par excellence. Die Kontrahenten verschwanden hinter einem Bergkamm und mein Blick schweift etwas verwirrt zu meinem Vagabunden, er blickt zu mir und sagt nur „Gamskitz“. Unglaubwürdig schaute ich nach links wo ich den dumpfen Aufschlag wahrgenommen hatte und tatsächlich lag es dort, ein Gamskitz mit nicht mehr als ca. 3 kg.

Wir zogen also Resümee: Durch unsere Anwesenheit (frei sichtbar im Graben) mit Hund, Elendslangen Rohren im Gepäck und auch Lärm, sowie die lästigen Kolkraben im Nacken entschied sich der ca. 2,4m Breite, im Sturzflug bis zu 320kmh schnelle, mit Rasiermesserscharfen Fängen ausgestatte (ca. 70 Kilo pro cm² kräftig) Steinadler seine Beute fallen zu lassen.

Ob er mich damit erlegen wollte bleibt sein Geheimnis, doch seine ursprüngliche Beute wurde nach dem Ableben waidmännisch geehrt und damit sein Tod nicht umsonst war habe ich es mitgenommen und zum Andenken aller so dahingeschiedenen zu einem Präparator gebracht, wo sein Leben derzeit neu geformt wird.

 

Text: Christian Steiner

Urwald Seebachtal

Hund
(c)Christian Steiner

Diensthund Brita

 
 

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