Großflächiger Schilfbrand
im Sandeck

Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel

Dass Schilf gut brennt, vor allem wenn der Wasserstand niedrig und es lange nicht geregnet hat, ist kein Geheimnis. Traurigerweise wurde diese Erkenntnis wieder einmal bestätigt: Zwei Brände wurden Anfang April im Nationalparkgebiet am Neusiedler See gemeldet.

©NPNSS

Brand Sandeck Wasserseite, 4. April 2020

Bereits am 2. April war die Freiwillige Feuerwehr Illmitz im Bereich der Nationalpark-Bewahrungszone Sandeck-Neudegg auf Höhe des Herrnsees bei einem Flurbrand im Einsatz. Der am folgenden Tag seeseitig des Sanddamms gemeldete Schilfbrand breitete sich - ebenfalls bei stärkerem Wind aus NW - vermutlich von der Illmitzer Seestraße nach Süden aus und hat auf einer Länge von mindestens 2,5 km einen Großteil des dortigen Schilfgürtels betroffen. Die extreme Trockenheit und der für diese Jahreszeit sehr niedrige Wasserstand begünstigten in Verbindung mit starkem Wind die Ausbreitung des Feuers.

Der durch diesen großflächigen Brand entstandene Schaden an der Natur zeigt sich sowohl kurzfristig als auch in Form der Zerstörung eines wertvollen, artenreichen Schilflebensraums:

Kurzfristig
ist mit Verlusten an den auch in diesem Teil des Schilfgürtels derzeit brütenden Graugänsen und einiger Entenarten zu rechnen. Es ist anzunehmen, dass eine unbekannte Anzahl an Graugänsen im betroffenen Bereich noch ihre Gelege bebrütet hat. Die Altvögel werden wohl geflüchtet sein, aber die Brut (eventuell auch kürzlich ausgeschlüpfte Gössel) ist wohl verloren. Ähnliches gilt wahrscheinlich für verschiedene Entenarten.
Was darüber hinaus z.B. an Säugetieren (Wildschweine, Rehe) dem Feuer nicht entkommen konnte, lässt sich leider nicht klar beantworten.

Langfristig ging bei diesem Brand für mehrere Jahre große Flächen an Altschilfbeständen verloren - und damit Lebensraum für viele in solchen Bereichen brütende Vogelarten (z.B. Kleines Sumpfhuhn, Mariskensänger).

Das unkontrollierte Abbrennen von Schilf- und Wiesenflächen - vor allem zu dieser Jahreszeit! - führt einerseits zu den genannten Schäden am Ökosystem, ergibt aber auch wirtschaftlich keinen Sinn, weil in diesem Bereich kein Schilfschnitt erfolgt.

Der Schilfbrand hat auf einer Fläche von rund 700ha gewütet. Die Brandfläche verlief zunächst eher landseitg, am zweiten Tag dann mehr wasserseitig. Erste Untersuchungen ergaben, dass die abgebrannte Schilffläche ca. 180 ha beträgt.
Die Eindämmung der sich rasch ausbreitenden Flammenfront gestaltete sich sowohl land- als auch wasserseitig extrem schwierig. Erst mit dem intensiven Einsatz von zwei Löschhubschraubern des Österreichischen Bundesheeres am 4. April konnte das Feuer gelöscht werden. Hinsichtlich Brandstiftung wird seitens der Polizei in alle Richtungen ermittelt.

Für das Nationalparkmanagement ist es nun ein großes Anliegen, die Fakten weiterhin strukturiert zu sammeln sowie die beginnende Sukzession wissenschaftlich zu begleiten. Man vermutet, dass es auch hier wieder Arten geben werden, die von den geänderten Lebensbedingungen profitieren werden. Stellt sich nur die Frage, welche das sein werden. Die dabei hoffentlich gewonnenen Antworten werden womöglich dazu beitragen, den komplexen Lebensraum Schilf besser zu verstehen.

 
 

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