Extensive Beweidung auf
salzgeprägten Grünlandstandorten

Forschungspreis

Die Masterarbeit von Isabella Böhner befasst sich mit den Auswirkungen von extensiver Beweidung auf die naturschutzfachlich wertvollen, salzgeprägten Grünlandgesellschaften der Graurinderkoppel im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel. Die aktuellen Entwicklungen der Salzpflanzenflora werden in Kontext gesetzt mit dem seit 1997 andauernden Langzeitbeweidungsmonitoring auf der Weide.

Beobachtungsfläche auf einer Zigstelle.
(c)Böhner Isabella

Hintergrund und Ziel
Viele Faktoren beeinflussen den Zustand schützenswerter Offenlandhabitate. Im Seewinkel sind Nutzungsaufgabe und Verbrachung und damit Verbuschung und Verschilfung an den Ufern des Neusiedler Sees als eine Bedrohung für die europaweit bedeutenden Binnensalzflurvorkommen einzustufen. Die langjährige Weidetradition begründet das Erscheinungsbild und die Erhaltungsziele des Nationalparks. Die Beweidung zum Erhalt des Offenlandes und die periodischen Überflutungen der Uferbereiche des Sees und der Salzlacken charakterisieren das Gebiet. Es besteht ein vielfältiges Mosaik an Lebensräumen, das sich in der Artenvielfalt von Flora und Fauna widerspiegelt.
Diese Vielfalt soll erhalten bzw. in vernachlässigten Bereichen wiederhergestellt werden. Das südöstliche Seeufer wird daher extensiv von einer Graurinderherde und von Wasserbüffeln beweidet.
Dabei sind die positiven Weidewirkungen auf Ökosysteme und Grünlandgesellschaften bedeutsam, also Verbiss, Tritt und Saatgutverbreitung durch die Weidetiere. Kleinräumige Nutzungsstrukturen, wertvolle Pflanzengesellschaften und seltene Arten konnten sich (wieder) auf den Flächen etablieren und es ist zu einer Öffnung der Ufervegetation und zur Vergrößerung der Wiesenflächen gekommen. Der Pik der Beweidung auf der Koppel war im Jahr 2008. Seitdem wurde die Herdengröße wieder stark reduziert. Zuletzt sind im Jahr 2021 72 Wasserbüffel und 228 Graurinder dokumentiert.

Auf der Graurinderkoppel im Mai 2022.
(c)Böhner Isabella

Graurinderkoppel im Mai 2022

Ziel der Arbeit ist es, mittels zweier unterschiedlicher Nachweisansätze die Auswirkungen der Rinderbeweidung auf die Salzflora der Graurinderkoppel des Nationalparks Neusiedler See – Seewinkel zu analysieren. Das Datenmaterial des Langzeitmonitorings wird durch die neu aufgenommenen Untersuchungen ergänzt und in seiner Gesamtheit analysiert.
Dabei werden folgende Fragestellungen untersucht:

  • Hat die Reduzierung der Herdenstärke eine Unterbeweidung der Fläche zur Folge?
  • Bewirkt die reduzierte Beweidungsintensität eine direkte Verschiebung der Artenzusammensetzung auf den Beobachtungsflächen?
  • Welche weiteren veränderten Bedingungen sind feststellbar?
  • Welche Entwicklungen zeigen sich bezüglich der vom Wasserstand des Neusiedler Sees abhängigen Feuchtigkeitsverhältnisse auf den Monitoringflächen?
  • Wie entwickelt sich der Schilfgürtel am Seeufer und welche Erklärung liefern Wasserstände
    und Beweidung?
Auf der Graurinderkoppel im Juni 2022.
(c)Böhner Isabella

Graurinderkoppel im Juni 2022

Fazit
Zusammenfassend kann trotz reduzierter Stückzahlen in der Graurinderherde keine Unterbeweidung der Fläche festgestellt werden. Die üblichen und im Allgemeinen als aus naturschutzfachlicher Sicht positiv zu bewertenden Weideeffekte zeigen sich flächendeckend. Hier sind v.a. der Anstieg der Artenvielfalt, der Blütenreichtum der Weide, der nach wie vor zurückgedrängte Schilfgürtel zugunsten halophiler Pflanzenarten und das ausgeprägt heterogene Mosaik an Offenhabitaten zu nennen.
Zwar fällt auf, dass konkurrenzstarke, ruderale Wiesenarten an Deckung zuzunehmen scheinen. Es kann jedoch (noch) nicht von einer Verschiebung der Artenzusammensetzung gesprochen werden. Es finden sich nach wie vor viele Nischen für die spezialisierten Salzpflanzen. Der Ablauf natürlicher Prozesse und das Gestatten von Dynamik auf beweideten Grünlandstandorten ist ein essenzieller Bestandteil erfolgreicher, naturschutzorientierter Projekte. Das beruht nicht zuletzt auf der Erkenntnis, dass frei ziehende Großweidetiere maßgeblich zur Entstehung unserer heutigen Kulturlandschaft und den darin enthaltenen Ökosystemen beigetragen haben. Diese Vorgänge werden nun explizit eingesetzt, um wertvolle Landschaftsteile, besondere Artenbestände und komplexe Wechselbeziehungen zu schützen und zu erhalten. Am Neusiedler See kommen dazu noch die natürlichen Schwankungen in Bezug auf die Wasserstände und die Feuchtigkeitsverhältnisse in den Uferbereichen, die in großmaßstäblichen Zeitabschnitten zu betrachten sind.

[Text: Isabella Böhner]

 
 

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