Die "Wastefreaks"
im Einsatz

Rangergeschichte

Wie werden Schülerinnen und Schüler von Konsumenten zum Umweltschützer? Nationalpark Ranger Robert Pröll (Kalkalpen) berichtet, wie er bei Kennenlerntagen mit einer 9. Schulstufe versuchte die jungen Gästen auf das Thema Abfall in der Natur zu sensibilisieren - mit Erfolg.

Ranger Robert Pröll
(c)Archiv NP Kalkalpen

Abfall im Wald

Ein Teil all meiner Führungen mit Kindern und Erwachsenen zielt auch darauf ab, zum Thema Abfall in der Natur zu sensibilisieren. Das ist zwar immer nur ein kleiner Aspekt meiner Touren - ist mir aber sehr wichtig.

Bei einem meiner „Kennenlerntage“ für Schülerinnen und Schüler in der 9. Schulstufe war das auch so.

Es gibt kaum eine Wanderung, bei der man nicht über Müll und Plastik stolpert. Diese Abfälle landen absichtlich, aber auch wegen geringer Aufmerksamkeit in der Natur. Fortgewehte Teile von Silofolien, Kugelschreiber, Zuckerl- oder Schokoriegelhüllen, aber leider auch offensichtlich absichtlich verlorene halb gefüllte Cola-PET-Flaschen und ganze Jausensackerl mit „Mc“-Aufdruck stehen auf der Tagesordnung. Bäche und Flüsse sind dabei leider auch keine Ausnahme und oftmals regelrechte Mülltransportstrecken.

Bei meinen Führungen finde ich ja immer diesen Abfall. Ich sammle mindestens ein Abfallstück auf und rufe die Gruppe zusammen. Meistens werde ich dann bestaunt, was ich da mache. Ich erkläre die Problematik von Abfall in der Natur und dass es ein Unterschied ist, ob man einen Kirschkern auf den Boden spuckt oder eine PET-Flasche ins Grüne (Wald, Wiese und Bach) wirft.

Feuersalamander
(c)Maria Laussamayer

Ein kleiner Beitrag für eine saubere Umwelt

Bei meiner Tour mit der 9. Schulstufe war das genauso. Ich erklärte, dass ich bei jeder Tour mindestens ein Stück Abfall, das jemand anderer weggeworfen hat, aufsammle, mit nach Hause nehme und es dort ordnungsgemäß entsorge. Die Kinder fanden es genauso furchtbar, dass so viel Müll herumliegt.

Wir widmeten uns dann unserem Programm im Wald. Kennenlernspiele und Spiele zum Thema Teamwork. Dann stand Forschen am Programm. Die Kinder sammelten und suchten Tierspuren wie von Eichkatzerln angenagte Fichtenzapfen, Vogelfedern, Dachsbauten, Pilze, die von Schnecken angeknabbert wurden und viele andere Dinge mehr. Die Kinder lieben es zu forschen und zu suchen.

Zum Schluss bauten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen im Wald kleine Nationalparks aus gefundenen Naturmaterialien. Ein Stein ist der Berg, kleine aneinandergelegte Blätter sind Wanderwege und Steckerl mit Farnwedeln sind Bäume. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Am Schluss gibt es dann Interviews mit den jeweiligen Nationalparkdirektorinnen und Nationalparkdirektoren, die von der Gruppe gewählt wurden. Wir verwenden dazu das Waldmikrofon (Fichtenzapfen). Bei den Interviews werden dann wichtige Fragen zu Natur und Nationalpark spielerisch und mit viel Begeisterung geklärt.

Vorher erkläre ich den Kindern, dass wir am Ende wieder alles in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen, damit wir keine Spuren hinterlassen.

Natürlich gehört auch eine Pause dazu. Alle setzen sich hin und packen ihre Getränke, ihre gefüllten Weckerl und zum Schluss natürlich auch Süßigkeiten aus.

Waldtiere bauen
(c)Maria Laussamayer
Kunstwerk aus Pflanzen
(c)Maria Laussamayer

Die Natur schätzen

Es war unvermeidbar – nicht wenig Kunststoffverpackung bleibt beim Jausenplatz liegen. Auch in den Mini-Nationalparks wurden zahlreiche Kunststoffe verwendet. Schraubdeckel von PET-Flaschen wurden zu „Tieren“ verarbeitet und eine blaue Plastikschnur wurde zum Bach.

Aber ich muss nichts sagen und bin völlig überrascht.

Ein aufmerksamer Schüler findet das ziemlich übel und beginnt die Reste der anderen wortlos einzusammeln. Es findet sich sofort eine Helferin und kurz darauf sammelt schon die ganze Klasse.

Bei der Verabschiedung der Gruppe waren dann die Taschen voll mit eigenen und fremden Abfällen.

Für mich war das einer der besten Momente, die ich bei meinen Führungen bislang erlebt habe. So direkt spürt man selten, was man versucht hat weiterzugeben. Ich denke mir, die Schülerinnen und Schüler und ich haben da alles richtig gemacht. Ich bin auch überzeugt, dass künftig manche Eltern von ihren Kindern angehalten werden, ihren Abfall einzusammeln.

Es zeigt sich, wie wichtig es ist, dass vor allem die Kinder unsere Natur zu schätzen lernen. Letztendlich ist dies auch die wichtigste aller Aufgaben eines Nationalparks.

 

Text: Robert Pröll

Kunstwerk aus Pflanzen
(c)Maria Laussamayer

 
 

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