Die Geheimnisse des
Schilfgürtels sichtbar machen
Claudia Buchsteiner beschäftigte sich im Rahmen ihrer Masterarbeit im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel mit den Geheimnissen des Schilfgürtels.
Der Schilfgürtel des Neusiedlersees verläuft wie ein Band entlang dem Ufer des Sees, besser gesagt zwischen dem Ufer und der offenen Seefläche. Mit einem beachtlichen Ausmaß von etwa 180 km2 entfällt so etwa die Hälfte der Fläche des Neusiedlersees auf den Schilfgürtel. Dieser besteht im Wesentlichen aus Schilf-, Wasser und Sedimentflächen, welche im Laufe des Jahres starken Veränderungen unterliegen. Eine Dokumentation dieser stätigen Veränderung erfolgt am besten aus der Luft. Mit Hilfe einer Drohne kann die Veränderung der Oberfläche festgehalten werden, ohne mit dem Ökosystem in Berührung zu kommen. Ein wichtiger Faktor, denn so bleibt die vielfältige Fauna des Schilfgürtels ungestört. Bei einer Flughöhe von 100 m liefert die Drohne hochauflösende Bilder, welche durch stereoskopisches Zusammenführen großflächige Luftbilder ergeben. Diese Luftaufnahmen geben die volle Pracht und die Geheimnisse des Schilfgürtels preis. Das Wechselspiel von saftig grünen Schilfinseln, salzigen Sediment und farbintensive Wasserflächen fügt sich zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk zusammen.
Aber nicht nur die Schönheit der Bilder ist beeindruckend, sondern auch ihr Informationsgehalt. Mit Hilfe modernster Techniken im Bereich Computer Vision und Image Segmentation lässt sich die Oberflächenzusammensetzung des Schilfgürtels genauestens Klassifizieren und so dessen Dynamik dokumentieren. Im Jahr 2021 kam es aufgrund von ausgeprägter Trockenheit in der Region zu massiven Veränderungen der Flächenanteile von Schilf, Wasser und Sediment. Während Studien der letzten Jahre einen Rückgang von Schilfflächen in Europa aufzeigen, kam es im etwa 50 ha großen Untersuchungsgebiet im Schilfgürtel des Neusieldersees zu einem kontinuierlichen Zuwachs der Schilfflächen von fast 10 % innerhalb der Vegetationsperiode 2021. Die Wasserflächen verzeichneten hingegen einen enormen Rückgang im Verlauf des Jahres, so dass das untersuchte Gebiet im September des Jahres nahezu trockenfiel. Die daraus resultierenden Sedimentflächen haben sich innerhalb des Jahres nahezu verdreifacht.
Eine Untersuchung des phänologischen Verlaufs der Schilfflächen zeigte zudem, dass sich junge Schilfpflanzen zuerst entlang der Rändern bestehender Schilfinseln entwickeln und damit für den Flächenzuwachs sorgen. Erst im Laufe der Vegetationsperiode werden auch die bestehenden Schilfinseln selbst mit jungen Trieben durchwachsen. Dicke Altschilfmatten allerdings bleiben selbst zum Höhepunkt der phänologischen Entwicklung Ende Juli noch undurchdrungen.
[Text: Claudia Buchsteiner]
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