Ausbreitung der
Rohrweihe
Im Zuge seiner Masterarbeit beschäftigte sich Martin Suanjak mit dem Dispersalverhalten von juvenilen Rohrweihen im Rahmen des Artenschutzprojekts von BirdLife Österreich. Er wollte der Frage auf den Grund gehen, wohin und warum junge Rohrweihen hinfliegen, nachdem sie von den Eltern unabhängig geworden sind. Dazu stattete er 14 junge Rohrweihen mit GPS-Sendern aus.
Stellen Sie sich vor an einem heißen Juli-Tag bis zur Hüfte im Schlamm zu versinken, während sich um Sie herum das Schilf wieder schließt. Man starrt auf den markierten Zielpunkt im GPS und nähert sich langsam an. Wozu das Ganze? Am Ende dieser Tortur steht man im besten Fall vor einem Nest der Rohrweihe mitten im Schilf – im anderen Fall findet man gar nichts. In ersterem Fall werden dann die fast flüggen Jungvögel mit einem Sender ausgestattet um zukünftig Bewegungen ganz genau verfolgen zu können.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Jungvögel ein sehr unterschiedliches Verhalten in Bezug auf Dispersionsbewegungen, Größe der Home-Range und Wahl des Lebensraumes zeigten. Sie entfernten sich bis zu 167 km vom Nest, aber wenn geeignete Jagdgebiete gefunden wurden, war ihre Home-Range relativ klein (durchschnittlich 3,9 km², 50 % UD (dBBMM)). 15 Tage vor Beginn des Zugs stoppten sie ihre weiträumige Ausbreitung und blieben in ihren temporären Siedlungsgebieten. Zur Bestimmung des Verhaltens wurde ein dreiachsiges Beschleunigungsmodell verwendet. Unerwarteterweise steigerten die Vögel ihre Jagdeffizienz nicht und der energieintensive Aktiv-Flug nahm noch nach dem Unabhängig-Werden leicht zu. Im täglichen Aktivitätszyklus wurde die höchste Flugrate (40 %) zwischen 13 und 14 Uhr erreicht. Trotz der Nähe zu naturnahen Gebieten zogen alle erfassten Vögel in Agrargebiete und 87 % der erfassten Standorte fielen in diesen Lebensraum. Die am häufigsten verfügbaren Felder waren Wintergetreide-Kulturen, für welche die Rohrweihen allerdings nur eine geringe Selektion zeigten. Die höchste Präferenz wurde für Brachen festgestellt, was darauf hindeutet, dass auch Top-Prädatoren, wie die Rohrweihen, von diesen Gebieten mit großer biologischer Vielfalt profitieren.
[Text: Martin Suanjak]
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