Auf den Spuren
der Steingeiß "Leni"
Nationalpark Rangerin Magdalena Karan (Hohe Tauern) berichtet von ihren ersten Tagen im Nationalpark
und wie sie bis zum heutigen Tag eine Begeisterung für die Besonderheiten der alpinen
Hochgebirgslandschaft und deren Arten teilt.
Ich durfte schon zahlreiche atemberaubende Momente in der alpinen Hochgebirgslandschaft des Nationalparks Hohe Tauern erleben. Ein Tag ist mir jedoch besonders in Erinnerung geblieben:
Bei einem meiner ersten Dienste in der Swarovski-Beobachtungswarte auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zählte es auch zu meiner Aufgabe zu beobachten, ob sich Steinwild in der Lebend-Falle befindet. Dies diente für das Forschungsprojekt über das Raumverhalten des Alpensteinbocks im Nationalpark als Schlüssel zum Schutz und besseren Verständnis der Arten. Am Dienstschluss war es tatsächlich soweit und ich konnte einen jungen Steinbock erkennen.
Wildhüter Markus Lackner hat sich sofort auf den Weg zu mir gemacht. Ich begleitete ihn und konnte einen jungen Steinbock so nahe beobachten wie nie zu vor. Für das Forschungsprojekt der Steinwild-Telemetrie wird Steinwild besendert, um das Verhalten und den Aktionsradius der Tiere besser verstehen zu lernen. Dafür war es zu diesem Zeitpunkt noch notwendig eine Steingeiß, also ein weibliches Stück, mit einem GPS-Halsband auszurüsten. Diesmal befand sich allerdings ein Steinbock in der Falle.
So wurde dieser mit einer Ohrmarke markiert, dann aber auch gleich wieder frei gelassen. Beim Abstieg durch den Steilhang konnten wir noch zwei weitere Besonderheiten beobachten: ein alter Bartgeier ist direkt über uns geflogen und wir entdeckten noch ein Edelweiß. Das ganz in der Naturkulisse mit Blick auf den Großglockner und den Pasterzengletscher. Somit ein perfekter Tag im Nationalpark Hohe Tauern.
Ein paar Tage später erzählte mir mein Kollege Markus erfreut, dass sie erfolgreich eine Steingeiß mit GPS-Halsband besendern konnten. Meine Begeisterung bei dem gemeinsamen Einsatz die Tage zuvor ist meinem Kollegen Markus offenbar nicht entgangen: Er taufte die neu besenderte Steingeiß nach mir.
Steingeiß Leni war in den letzten Jahren recht aktiv. Die Forschungsergebnisse zeigten, dass der Aktionsradius der Steingeiße rund 500 ha beträgt. Aktiver als die doch recht standorttreuen Damen sind die Herren. Steinböcke im Alter zwischen vier und sechs Jahren können regelrecht als Weitwanderer bezeichnet werden. Der Aktionsradius des aktivsten Steinbocks betrug sogar 14.000 ha, so Ergebnisse der Aufzeichnungen der GPS-Daten.
Immer wieder frage ich nunmehr nach, wo sich die „Leni“ gerade rumtreibt. Aber nicht nur sie, auch ich habe den Nationalpark Hohe Tauern seither aktiv erkundet. Bei meinen unzähligen Wanderungen konnte ich öfters Steinböcke beobachten, entdeckte Besonderheiten alpiner Pflanzen und beobachtete Bartgeier bei ihren spektakulären Flügen entlang von Feldwänden.
Eines hat sich jedoch seither nicht verändert: Meine stetige Begeisterung für die Besonderheiten der alpinen Hochgebirgslandschaft des Nationalparks Hohe Tauern und der Wille diese mit Gästen zu teilen.
Das könnte dich auch interessieren: