Almnutzungserhebung
in den Hohen Tauern

Hohe Tauern

Das Forschungsprojekt „Erfassung der Almen im Salzburger Anteil des Nationalparks Hohe Tauern“ wurde aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes co-finanziert. Inhalt dieses Auftrages war einerseits eine aktuelle Erfassung der Almen sowie andererseits ein Vergleich der heutigen Ergebnisse mit den Befunden der ersten Almnutzungserhebung vor 15 Jahren.

(c)NPHT Salzburg S. Aigner

Extensiv genutzter Borstgrasrasen

Aktuelle almwirtschaftliche Nutzung

Ausgangspunkt für die Erfassung der 106 Almen stellte eine umfangreiche Befragung der Almbewirtschafter dar. Im persönlichen Kontakt wurden die aktuellen Weidegrenzen, die tatsächliche Verteilung der aufgetriebenen Tiere (Rinder, Pferde, Schafe, Ziegen) und die vorhandene Alminfrastruktur festgestellt sowie die konkrete Wirtschaftsweise und die Zukunftsvision zum Almbetrieb erörtert. Derzeit werden im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg 7.670 Stück Schafe/Ziegen, 365 Pferde, 5.620 Galtrinder und Kälber und 1.200 Milchkühe gealpt. Das sind in Summe 7000 GVE bzw. 12 % der im gesamten Bundesland Salzburg gealpten Tiere. Aktuell werden 24 % der Außen-zone und 13 % der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern Salzburg beweidet.

Von den 106 Almen im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg werden 45 als Milchviehalmen bewirtschaftet. Der Schwerpunkt liegt dabei in den breiteren Trogtälern. Nur Galtvieh wird in allen 18 Nationalpark-Tälern auf insgesamt 95 Almen aufgetrieben, auf 32 Almen werden derzeit Pferde gealpt, 38 Almen  werden mit Schafen und 17 Almen mit Ziegen bestoßen. Zwei Drittel der Almen in Nationalpark Hohe Tauern Salzburg werden behirtet und knapp ein Drittel vom Heimbetrieb aus betreut. Über 68 Almen sind mit einem PKW und 20 Almen nur zu Fuß erreichbar. 8 Almen sind mit einer Materialseilbahn erschlossen.

(c)NPHT Salzburg S. Aigner

Pinzgauer Rind – eine autochthone, geländegängige Rinderrasse aus den Hohen Tauern

Beweidungsformen und Beweidungsintensitäten

Auf den Befragungsergebnissen aufbauend wurde eine Modellierung durchgeführt, um aktuelle Daten für die Almen im Nationalpark zu berechnen. Dabei wurden folgende Ergebnisse auf Karten dargestellt:

  • Bruttoenergieertrag je Almfläche
  • Nutzungsintensität je Alm
  • Tierbesatzdichte pro Alm und Tal in GVE/ha je Weideperiode

Der Bruttoenergieertrag in MJ NEL/ha wird für jede Almfläche anhand österreichweit standardisierter Ertragskurven in Verbindung mit der jeweiligen Futterqualität berechnet. Er gibt an, wie viel Futter den Tieren auf einer Almfläche jeweils maximal zur Verfügung steht. Die Nutzungsintensität ist jener Anteil am Bruttoenergieertrag, welcher von den jeweils aufgetriebenen Tieren tatsächlich gefressen wird. Er wird in Prozentstufen angegeben. Die Tierbesatzdichte gibt in GVE/ha an, wie sich die jeweils aufgetriebenen Weidetiere auf den Almflächen verteilen.

Almen, deren genutzter Bruttoenergieertrag bei 40 % und darunter liegt, gelten als extensiv bewirtschaftet. Werte über 40 % und unter 80 %, gelten als ausgewogen bestoßen und Almen, deren genutzter Bruttoenergieertrag bei 80 % und darüber liegt, gelten als sehr intensiv beweidet. Die Modellierungsergebnisse zeigen, dass im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg mehr als die Hälfte der Rinder-Almen ausgewogen, 13 % extensiv und knapp 30 % sehr intensiv bestoßen werden. Bei den Schafalmen werden knapp zwei Drittel extensiv, und jeweils ein Fünftel ausgewogen bzw. sehr intensiv bestoßen:

(c)Umweltbüro Klagenfurt
(c)Umweltbüro Klagenfurt
(c)Umweltbüro Klagenfurt
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Wechselwirkungen mit dem Naturhaushalt

Die Ergebnisse der Modellierung wurden im Rahmen von Geländeerhebungen in allen Tälern des Nationalparks überprüft, wobei für rund 150 bis 200 Einzelflächen pro Tal der FFH-Lebensraumtyp, dessen Erhaltungszustand sowie die Nutzungsintensität ermittelt wurden. Darüber hinaus wurden 192 vegetationsökologische Monitoring-Flächen eingerichtet, um langfristig die Zusammenhänge zwischen Beweidung und Pflanzenartenzusammensetzung zu beobachten und für zukünftige räumliche wie zeitliche Vergleichsanalysen aufzuzeichnen.

Die Auswertung der Daten ergab, dass z.B. der prioritäre FFH-Lebensraumtyp Borstgrasrasen hinsichtlich einer hohen Artenvielfalt und damit einem günstigen Erhaltungszustand von einer mäßig intensiven Nutzung profitiert. Auf jenen Teilflächen, wo dieser Lebensraumtyp jedoch nicht genutzt oder intensiv beweidet wird, nimmt die Artenvielfalt jeweils deutlich ab. Hinsichtlich der Rote-Liste-Arten hat sich ebenfalls gezeigt, dass diese nur auf Flächen mit einer extensiven bis ausgewogenen Nutzung vorkommen. Auch das boreo-alpine Grasland oder die alpinen und subalpinen Kalkrasen sind für eine positive naturschutzfachliche Entwicklung auf eine maximal mäßig intensive Beweidung angewiesen.

Veränderungen in den letzten 15 Jahren

Bei einem Vergleich der Daten aus der Almnutzungserhebung der 1990iger Jahre mit den aktuellen Ergebnissen konnte festgestellt werden, dass in der Außenzone des Nationalparks Hohe Tauern das Ausmaß der mit Rindern beweideten Flächen von 5.436 ha (20 %) auf 5.446 ha (20 %) geringfügig gestiegen ist. Ebenso hat die Intensität der Beweidung mit Rindern in der Außenzone vor allem in den Talböden zugenommen. In der Kernzone hingegen ist das Ausmaß der Rinderweiden von 4.072 ha (8 %) in den 1990iger Jahren auf aktuell 3.531 ha (7 %) zurückgegangen und hat die Intensität der Beweidung mit Rindern abgenommen. Ebenso ist das Ausmaß der Schafweiden sowohl in der Außenzone von 2.005 ha (7,5 %) in den 1990iger Jahren auf aktuell 1.848 ha (7 %) als auch in der Kernzone von 4.311 ha (8,5 %) in den 1990iger Jahren auf aktuell 4.092 ha (8 %) zurückgegangen.

Managementbedarf und Umsetzungsvorschläge

Basierend auf den Ergebnissen macht diese aktuelle Studie auch konkrete Vorschläge für Maßnahmen hinsichtlich einer differenzierten, ökologisch orientierten Almbewirtschaftung. Die Nationalpark-Verwaltung setzt dabei auf ein Schutzgebietsmanagement, das von Beginn an partnerschaftlich mit den Grundeigentümern umgesetzt wird. Dementsprechend wurden die Ergebnisse den betroffenen Interessensvertretungen präsentiert und diskutiert. Darüber hinaus fließen die Ergebnisse in die Neuausrichtung der Förderrichtlinien ein. Eine periodische Wiederholung der Almnutzungserhebung ist etwa alle 15 Jahre geplant.
 

Text: Mag. Kristina Bauch, NPHT Salzburg

 
 

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