Ergebnisse der Zoologischen
Baumkronenforschung

Gesäuse

Wald bedeckt 60 % der Fläche der Steiermark. Der Kronenbereich unserer Bäume ist hinsichtlich seiner Tierwelt noch nahezu gänzlich unerforscht. Im Nationalpark Gesäuse begab man sich deswegen in die höchste Ebene der Bäume.

Beim Sortieren der Proben.
(c)Chri Komposch

Die gegenständliche Untersuchung ist ein erster Einblick in die tierischen Lebensgemeinschaften des größten Ökosystems Österreichs. Im Rahmen einer 1-monatigen Beprobung wurde die Kronenregion von Altbäumen im Nationalpark Gesäuse mittels Baumfallen, Unterschlupffallen, Astproben und Lufteklektoren zoologisch untersucht. Die Bearbeitung von 14 Tiergruppen aus den Großgruppen Spinnentiere, Insekten, Tausendfüßer und Weichtiere ergab in Summe 135 Tierarten.

In Summe wurden mindestens 19 Rote-Liste-Arten dokumentiert; dies entspricht einem Artenanteil von 14 %. Die Hornmilbe Cepheus sp. ist ein Erstnachweis für Österreich, die Plattbauchspinne, Rindenschillerspinne sowie der Plattkäfer Pediacus dermestoides eine Urwaldreliktart – sind Erstfunde für die Steiermark!

Baumsteiger Simon Schiantarelli bei der Arbeit.
(c)Chri Komposch

Bemerkenswert ist das Aufspüren der sehr seltenen Zwergspinne Kleiner Höckerrücken und des hochgradig gefährdeten Pseudoskorpions Dendrochernes cyrneus. Der Nachweis des Rüsselkäfers Cotaster cuneipennis stellt einen Wiederfund für die Steiermark seit 1965 dar, die Ahorn-Netzwanze einen landesweiten Wiederfund seit 1948. Das Neozoon Apenninenkanker konnte in 24 m Höhe an der Himmelstoßtanne beim Weidendom gefunden werden.

Überraschend ist der Nachweis von Bodenbewohnern wie Vierfleckkanker, Dreizackkanker und eines Laufkäfers oder der flugunfähigen Kurzflügelkäferart Domene scabricollis in höheren Straten auf Bäumen. Sensationell ist das Entdecken der Baumkronen besiedelnden, vom Aussterben bedrohten Zahnlosen Schließmundschnecke an einem Bergahorn. Der höchste Nachweis von mehreren Spinnentier- und Insektenarten gelang in 45 m Höhe an der Himmelstoßtanne. Die naturschutzfachliche Bedeutung von Altbäumen ist damit als besonders hoch anzusehen.

Die Krone einer Rotbuche.
(c)Chri Komposch
Das Forscherteam der Baumkronenforschung.
(c)Chri Komposch

Admont, 11.03.2025

 
 

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