Gebietsaufsicht
im Winter

Rangergeschichte

Zu den vielfältigen Aufgaben der Nationalpark Ranger:innen gehört auch die Gebietsaufsicht. Dabei sehen die Ranger:innen im Nationalpark nach dem Rechten und sind Ansprechpersonen für Besucher:innen. Gerlinde Wonaschütz ist Rangerin im Nationalpark Gesäuse. Als solche vermittelt sie im Winter zwischen Tourengeher:innen und Raufußhühnern.

Eine Frau in grüner Uniform steht in einer verschneiten Landschaft
(c) Anna Wonaschütz

Als im Jahre 2002 der Nationalpark Gesäuse gegründet wurde, musste man feststellen, dass ein Konflikt zwischen der touristischen Nutzung durch Schibergsteiger:innen und der Aufgabe, die Lebensräume der Raufußhühner im Winter zu schützen, besteht:
In den lichten Wäldern mit altem Baumbestand und (Heidelbeer)Sträuchern im Unterwuchs finden zum einen die tagaktiven Auer-, Birk- und Haselhühner Schutz und Nahrung im Winter und zum anderen Bergsportler:innen wunderschöne Schiabfahrten. Die durch die Tourist:innen aufgeschreckten Vögel verbrauchen übermäßig viel Energie bei der Flucht und gehen aus dem Überlebenskampf im Winter durch diese Belastung zusätzlich geschwächt hervor. Dies hat negative Folgen für ihren individuellen Fortbestand und den der Populationen.

Ein Besucherlenkungskonzept führt nun mit orange-blau markierten Stangen die Schirouten außerhalb der Winter-Schongebiete, Informationsmaterial wird zur Verfügung gestellt und „Stopp“-Tafeln im Gelände sollen unsere Besucher:innen davon abhalten, die früher üblichen Anstiege und Abfahrten zu benutzen.

Schispuren im frischen Schnee, neben dem Weg sind die Sperrgebiete mit einem STOP-Schild gekennzeichnet
(c) Gerlinde Wonaschütz

Eine Winter-Gebietsaufsicht wurde etabliert, die nach Schneefall die Routen neu spurt, v.a. an den Wochenenden im Gelände unterwegs ist und durch Uniform, Namensschild und eine Rucksackhülle mit der Aufschrift „Info & Aufsicht“ erkennbar ist. Sie kontrolliert die Einhaltung der Besucherlenkungsmaßnahmen und sensibilisiert vor allem durch Gespräche für dieses Thema. Die Gebietsaufsicht beantwortet natürlich auch alle anderen Fragen zum Thema Nationalpark, notiert Beobachtungen der Tier- und Pflanzenwelt und allfällige Mängel. Wir trainieren jedes Jahr zu Saisonbeginn unsere Kenntnisse in Lawinenkunde und den Umgang mit dem LVS-Gerät. Bei Lawinenwarnstufe 4 dürfen wir nicht gehen.

Meist stellt sich erst im Gespräch heraus, dass wir von der Gebietsaufsicht sind – andere Tourengeher:innen haben auch grüne Jacken und graue Hosen – und bekommen durchwegs positives Feedback: „Danke, dass ihr das macht“ und „Das sollte in anderen Schitourengebieten auch Standard sein“. Und als wir erklären, dass wir mit den Ästen, die wir mühselig von halbwegs schneefreien Plätzen herangeschafft haben, eine unerwünschte Abfahrtsspur absperren und nicht, wie vermutet, ein Biwak bauen wollen, sind die Gäste beeindruckt: „Wir haben uns schon gefragt, ob Nationalpark-Mitarbeiter:innen im Winter auch präsent sind!“

Vor zwei Wegweisern liegt hoch der Schnee, eine Schaufel davor dient wohl zum Freiräumen
(c) Gerlinde Wonaschütz

Natürlich gibt es auch Kritiker:innen, die sagen, dass sie früher immer durch die nunmehr ausgewiesenen Winter-Schongebiete gegangen seien und es dennoch Auerhähne gäbe, diese wären doch froh über die Schispuren, weil sie da besser gehen könnten und leichter Futter fänden….. Im Gespräch können wir doch meistens Einsicht erreichen. Und früher – mag sein, dass das Schitourengebiet Johnsbach einst ein Geheimtipp war, heute ist wegen des enormen Besucheraufkommens der respektvolle Umgang mit der Natur ein Gebot der Zeit.

Auffällig ist der enge Zusammenhang zwischen Besucher:innenzahl und Wetterprognose. Prachtschönes Wetter bei minus 17 Grad hält die Tourengeher:innen nicht ab, zu kommen. Die Parkplätze sind überfüllt und wir treffen während dieses Tages mindestens 420 Personen. Sollte das Wetter entgegen der Prognose doch tourentauglich sein, bleiben die Massen weg. Und wir Gebietsaufsichtler können Ende Februar die Schwarzspechte bei ihrer Balz beobachten. Oder beispielsweise, schon im Spätwinter, einen Zitronenzeisig entdecken.

Schön ist es in den Gesäusebergen, auch für die Gebietsaufsicht! Wie einer von uns so treffend bemerkt hat: „Und es kostet gar nichts.“

Ein Baum steht im verschneiten Wald, am Boden sind Späne zu sehen, wo der Specht das Holz bearbeitet hat.
(c) Gerlinde Wonaschütz

Spechtbaum

Text: Gerlinde Wonaschütz, Nationalpark Gesäuse

 
 

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