Pilzerhebung
mittels DNA-Barcoding

Nationalpark Thayatal

Die österreichischen Großschutzgebiete erforschen gemeinsam das Bodenleben vom Großglockner bis zum Neusiedler See. Mittels genetischer Methoden werden Pilze und Bodenarthropoden untersucht - aufgrund der vielfältigen Lebensräume wird eine große Anzahl von Arten erwartet.

Helle kleine Pilze wachsen auf Holz
(c)Hannah Gilly
Schwarze eingerollte Pilze lugen neben dem Moos hervor
(c) Preinstorfer
Filigrane beige Pilze scheinen aus dem Holz hervor zu schweben
(c) Therse Kacsics
Unentbehrlich und faszinierend vielfältig
Pilze sind unentbehrlicher Bestandteil der Lebensgemeinschaften, in Österreich konnten bereits über 9.000 Arten dokumentiert werden. Diese zersetzen totes organisches Material, rezyklieren die darin enthaltenen Nährstoffe, tragen zur Bodenbildung bei, versorgen als Mykorrhizapilze ihre Wirtspflanzen mit Nährstoffen oder nutzen als parasitische Pilze ihre Wirte zum eigenen Vorteil. Pilze beeinflussen die Produktivität der Vegetation, also deren Fähigkeit, CO2 aus der Luft zu fixieren, sowie die Speicherung oder Freisetzung von CO2 im Boden. Dabei sind sie Teil eines Nahrungsnetzes, das auch eine Vielzahl an Bakterienarten sowie einzellige und vielzelligeTierarten umfasst.

Forschungsfragen im Zuge von Umweltveränderungen
Wie bei anderen Organismengruppen auch, ist ein hoher Anteil der Pilzarten selten oder gefährdet. Die gefährdeten Arten haben meist sehr spezifische Lebensraumansprüche. Die Nationalparks und weitere Großschutzgebiete bieten für diese Schatzkammern der Biodiversität den bestmöglichen Schutz. Dennoch gehen die fortschreitenden Umweltveränderungen auch an großen Schutzgebieten nicht vorbei. Gletscherschmelze, der Rückgang des Permafrosts, Käfer- und Dürreschäden in den Wäldern oder das Austrocknen der Salzlacken des Seewinkels zeugen von dem in Österreich rasant verlaufenden Klimawandel. Wie wirken sich diese Veränderungen auf die Biodiversität der Pilze und Bodentiere aus, und damit letztlich auch auf die Ökosystemdienstleistungen? Die aktuelle Untersuchung soll mittels Analyse von Umwelt-DNA zur Klärung dieser Fragen beitragen.

Das Forschungsprojekt
Dieses österreichweite Forschungsprojekt wurde vom Nationalpark Thayatal initiiert und wird aktuell gemeinsam mit den Verwaltungen der österreichischen Großschutzgebiete (Nationalparks Hohe Tauern, Nationalpark Gesäuse, Nationalpark Kalkalpen, Nationalpark Donau-Auen, Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel, Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal und Biosphärenpark Wienerwald) umgesetzt. Die Untersuchung wird von dem Mykologen Alexander Urban geleitet. Im Rahmen der Erhebung werden in Kooperation mit dem BfW (Bundesforschungszentrum für Wald) und dem AIT (Austrian Institute of Technology) neuartige Technologien verwendet um die Pilzvielfalt möglichst genau zu erforschen. In den Schutzgebieten werden Bodenproben an verschiedenen Standorten genommen. Davon werden DNA Spuren, die sich in den Proben befinden, analysiert und so die einzelnen Pilze nachgewiesen. Durch die Aufnahme vieler weiterer Umweltparameter an den Standorten kann dann die ökologische Rolle und Funktion der Pilze dargestellt werden. Für die Schutzgebiete ist es auch ein deutlicher Mehrgewinn, Informationen über die Pilze im eigenen Gebiet zu bekommen. Da Pilze die meiste Zeit im Verborgenen leben, ist über sie in den Schutzgebieten noch wenig bekannt. Eine faszinierende Entdeckungsreise hat durch dieses Projekt begonnen.
Baumpilze an einem Stamm
(c)Hannah Gilly
Ein dicker weißer Pilz auf dem herbstlichen Waldboden
(c) Milek
Ein dunkelbrauner Pilz wächst alleine und stolz aus dem Boden hervor
(c)Hannah Gilly
Text: Nationalpark Thayatal, 01.10.2024

 
 

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