Nationalparkforum 2024
40 Jahre Hainburger Aubesetzung
Das Nationalparkforum ist ein jährliches Informationsangebot für die Region mit wechselnden Themenschwerpunkten. Rund 100 Teilnehmende konnten am 18. November im Veranstaltungssaal Engelhartstetten begrüßt werden.
Heuer stand das Nationalparkforum im Zeichen der Aubesetzung, die sich im Dezember zum 40.mal jährt, und der Nationalparkwerdung – von Berichten regionaler Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über einen Blick auf die gute Entwicklung des Naturraums in den letzten Jahrzehnten bis zu persönlichen Eindrücken der Jugend, wie sie die historischen Geschehnisse von 1984 wahrnimmt. Unter den Gästen konnten von Bürgermeister Josef Reiter und Nationalparkdirektorin Edith Klauser u. a. Bezirkshauptfrau-Stellvertreter Wolfgang Merkatz, Prof. Bernd Lötsch und die Vorsitzenden des NÖ Nationalparkbeirates bzw. Örtlichen Beirates Orth/Donau Johann Mayer und Walter Neumayer begrüßt werden. Weiters zahlreiche Anrainerinnen und Anrainer, Gemeinde- und Stadträtinnen und -räte sowie Vertreterinnen und Vertreter diverser Partnerinstitutionen.
Unter Moderation von Nationalpark-Bereichsleiterin Ursula Grabner und Nationalpark-Ranger Christian Raffetseder berichteten Annemarie Höferle, Johann Feigl und Franz Kovacs über ihre persönlichen Erinnerungen. Für die Stopfenreutherin Annemarie Höferle liegt das besondere Wunder der Aubesetzung im immensen Zusammenhalt aller Beteiligten, mit berührenden Erlebnissen wie der Christmette in der Au. Johann Feigl, ehem. Bürgermeister von Engelhartstetten und langjähriger Vorsitzender des NÖ Nationalparkbeirates, erinnert sich an die anfängliche Polarisierung in der Bevölkerung – mitentscheidend, die Aubesetzung zu unterstützen, war die Sorge um die Wasserversorgung für die Region. Franz Kovacs, selbst Aubesetzer, betreut heute das Revier Stopfenreuth als Nationalparkförster, eine winterliche Atmosphäre in der Au weckt Erinnerungen an damals und auch die Begegnung mit vielen berühmten Persönlichkeiten hat ihn als junger Mensch beeindruckt.
Prof. Bernd Lötsch ergänzte die Schilderungen mit persönlichen Anekdoten und hob die hohe Entschlossenheit der Jugend sowie die von allen getragene Prämisse, stets gewaltfrei Widerstand zu leisten, als Erfolgsfaktoren des historischen Geschehnisse hervor. In seiner Wortmeldung hielt Walter Neumayer fest, dass die Menschen der Region in Folge vor der Nationalparkgründung verunsichert waren, welche Maßnahmen und Regelungen das Schutzgebiet mit sich bringen werde. Zur Mitwirkung in den einzelnen Nationalparkgemeinden kann ein Örtlicher Nationalparkbeirat von der Gemeinde eingerichtet werden. Jener in Orth/Donau steht bis heute in laufendem Austausch mit der Nationalparkverwaltung.
Anschließend gab Nationalparkdirektorin Edith Klauser einen Überblick zur Entwicklung des Nationalparks seit seiner Gründung 1996. Dieser ist heute wichtiger Impulsgeber, setzt umfassende Renaturierungsprojekte im Fluss und im Auwald um, bietet seinen Gästen authentisches Naturerlebnis, gilt als Hotspot der Artenvielfalt und leistet umfassende Umweltbildungsarbeit mit einem Fokus auf die Schulen im Umland. All diese Erfolge wurden und werden stets im Miteinander mit Gemeinden, Partnern und der Nationalparkregion erreicht.
Kurzvideos von Schülerinnen der Nationalparkpartnerschule BG/BRG Schwechat, die im Rahmen des Wahlpflichtfaches erstellt wurden, sowie die Präsentation eines aktuellen Projektes der Junior Ranger zeigten: Die Jugend weiß den Erhalt der Donau-Auen zu schätzen, genießt die intakte Natur und hinterfragt aktiv, welchen Beitrag junge Menschen heute selbst für Umwelt und Artenvielfalt leisten können und möchten – von Mitarbeit im Nationalpark bis zu Bewusstseinsbildung im Bekanntenkreis.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es bei einem Imbiss ausreichend Gelegenheit, in persönlichen Gesprächen weitere Fragen mit dem Podium, dem Nationalparkteam sowie diversen Gästen zu diskutieren und Erinnerungen an den Winter 1984 auszutauschen.
Hintergrund:
1984 drohte mit dem geplanten Bau des Flusskraftwerkes bei Hainburg die Zerstörung des frei fließenden Donauabschnitts mit seinen Auwäldern. Es kam zu vehementem Protest und zur Besetzung der Stopfenreuther Auen durch Menschen aller Alters- und Berufsgruppen. Nach erfolglosen Räumversuchen beschloss die Bundesregierung eine Nachdenkpause. Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und langwierige Verhandlungen folgten.
Am 27. Oktober 1996 wurde schließlich zwischen der Republik Österreich und den Bundesländern Wien und Niederösterreich ein Staatsvertrag zur Errichtung des Nationalpark Donau-Auen unterzeichnet. Seitdem wird im Schutzgebiet eine möglichst freie Entwicklung der Gewässerzüge und Waldbestände gefördert. Der Claim ‚Freier Fluss. Wilder Wald.‘ gibt heute das Leitbild für diesen Nationalpark vor, der wertvolle Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten bietet und der Bevölkerung als Erholungsraum dient.
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