Der Nationalpark
von A(dler) bis Z(ecke)
Das Gesäuse ist für Nationalpark Ranger Heimo Emmerstorfer ein zweites Wohnzimmer. Seine vielen Wunder nimmt er tagtäglich als kleine Geschenke entgegen. Sie sind sein Antrieb und seine Motivation, um sich intensiv für die Naturvermittlung und den Naturschutz einzusetzen.

Bei uns im „Xeis“ (unsere liebevolle Dialektbezeichnung für den Nationalpark Gesäuse) spielt neben vielen anderen Aufgaben auch die Forschung eine große Rolle. Wir versuchen einerseits, die Bestände sensibler Arten zu erheben, um eine messbare Ausgangsbasis für künftige Entwicklungen zu schaffen. Andererseits möchten wir gerne auch wissen, wie sich die Arten entwickeln, wenn sich der Mensch weitgehend zurücknimmt und der Natur freien Lauf lässt. Diese Art des Naturschutzes nennt man Prozessschutz => in der Naturzone (Kernzone) des Nationalparks dürfen Naturprozesse vom Menschen unbeeinflusst ablaufen. Der Totholzbestand steigt von Jahr zu Jahr, aber auch Naturereignisse wie Lawinen, Hochwasser und Muren verändern die Natur und schaffen immer wieder neue Lebensräume. So kehrt nach und nach die ursprüngliche Wildnis in dieses, lange Zeit vom Menschen genutzte, Gebiet zurück.

Um nun die Entwicklung der verschiedenen Arten zu dokumentieren, führen wir im Nationalpark Gesäuse periodisch wiederkehrende (zumeist jährliche) Monitorings durch. Viele verschiedene Arten werden so über längere Zeiträume erforscht, darunter auch „Flaggschiffarten“ wie der Steinadler, der Flussuferläufer, der Habichtskauz, der Frauenschuh und einige weitere sehr „plakative“ Arten. Aber auch Lebewesen, die einem nicht gleich ins Auge fallen, werden durch unsere Monitoring-Programme erfasst – zum Beispiel Moose, Quellschnecken und Zecken. Diese Forschungsthemen möchten wir auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen, und deshalb habe ich – in enger Abstimmung mit unserer Naturschutz- und Forschungsabteilung – die neue Führung „Der Nationalpark Gesäuse von A(dler) bis Z(ecke)“ entwickelt. Im Rahmen einer 1tägigen Wanderung bringe ich unseren Besucher:innen die Methoden der verschiedenen Monitorings in Bezug auf unsere vielfältige Tierwelt näher:
- Zu welchem Zeitpunkt und mit welchen Hilfsmitteln kann man die Brut eines Steinadlers nachweisen? Wie entwickeln sich die Bestände dieses majestätischen Greifvogels?
- Wie lässt sich mehr über den Habichtskauz, diesen heimlichen Jäger der Nacht, herausfinden?
- Warum spielt die Besucherlenkung im Nationalpark eine große Rolle für die Bestandsentwicklung des Flussuferläufers?
- Wie geht es den großen Beutegreifern Luchs, Wolf und Bär?
Diesen und vielen weiteren Fragen betreffend unsere einzigartige Tierwelt gehen wir im Rahmen der neuen Führung auf den Grund. Für die Teilnahme sollte man unbedingt eine gewisse Grundfitness mitbringen. Die Tour startet in Gstatterboden im Zentrum des Nationalparks, es werden ca. 600 hm und eine reine Gehzeit von ca. 4,5 bis 5 Stunden (aufgeteilt auf den ganzen Tag) zurückgelegt.


Text: Heimo Emmerstorfer, Nationalpark Gesäuse