Ein Tag
im Thayatal
Im Nationalpark Thayatal erstellte der Student Hans-Werner Hamberger einen Film, der durch die Zusammenführung von Landschaftsaufnahmen des Nationalparks und Aufnahmen der vielen Tier- und Pflanzenarten die dort leben, einen guten Überblick über die Diversität und die Beschaffenheit des Gebietes schafft. Nun berichtet er über seinen Aufenthalt im Nationalpark.
Erwartungen an meine Reise
Da ich zuvor noch nie im Nationalpark Thayatal war, versuchte ich mir unter anderem durch die Fotos und Videos der Medienstipendiaten der letzten Jahre einen Überblick über das Gebiet zu verschaffen. Eine äußerst hilfreiche Quelle war für mich auch das Universum, das vor zwanzig Jahren dort gedreht wurde. Nach weiteren Recherchen hatte ich dann, so glaubte ich zumindest, eine gute Vorstellung was mich im Nationalpark erwarten wird. Diese Erwartungen wurden aber bei meiner ersten Führung durchs Thayatal weit übertroffen. Ich konnte mir die natürliche Schönheit, der man im Nationalpark an jeder Ecke begegnet im Vorfeld gar nicht vorstellen und war von der ganzen Umgebung maßgeblich beeindruckt. Es wurde mir erst dort so richtig bewusst was für ein Juwel sich dort an der Grenze zu Tschechien verbirgt.
Faszination im Nationalpark
Am meisten hat mich die Ruhe im Nationalpark fasziniert. Da ich meine Touren nicht selten kurz vor Sonnenaufgang startete hatte ich oft das Vergnügen den Nationalpark für mich allein zu haben. Es war dann oft so, dass ich bis 10 Uhr keiner anderen Person begegnete. Diese Umstände ermöglichten es mir, mich vollends auf die Natur und die Tiere zu konzentrieren, ohne abgelenkt zu werden. Besonders in diesen Momenten wurde die Natur für mich auch zum Ruhepol. Umgeben von einer beeindruckenden Klangkulisse aus den verschiedensten Vogelstimmen, dem Rascheln des Windes in den Bäumen und dem sanften Plätschern der Thaya wurde ich merklich entspannter auf meiner Suche nach Motiven. Ich habe versucht diese Ruhe an vielen Stellen in meinem Video darzustellen.
Die größten Herausforderungen
Da ich mit einer beträchtlichen Anzahl an Kameras, jede mit ihren spezifischen Stärken und Schwächen, und Filmequipment in den Nationalpark reiste, wurde mir schon bei meiner ersten Tour bewusst, dass ich nicht jeden Tag meine gesamte Ausrüstung mitnehmen konnte. Nach ersten Bedenken wie ich das Maximum an schönen und brauchbaren Aufnahmen während meines Aufenthalts einfangen könnte, musste ich mir also eine effiziente Strategie überlegen. Ich beschloss schließlich, während der zwei Wochen immer nur gezielt meine Ausrüstung mitzubringen. Dies bedeutete also, dass ich mich an einem Tag beispielsweise bewusst nur auf Unterwasseraufnahmen konzentrierte oder an einem anderen Tag nur mit dem Kamera-Slider filmte. Diese bewusste Einschränkung stellte sich schon bald als Vorteil heraus. Da ich nicht die Möglichkeit hatte alles gleichzeitig zu filmen, achtete ich bewusster auf Tiere, Pflanzen oder Landschaftsbereiche, die zu der jeweiligen Ausrüstung passten und bemerkte so öfters Szenen, die ich sonst sicher übersehen hätte. Es gab natürlich auch Momente, in denen ich interessante Szenen nicht filmen konnte, weil ich zum Beispiel mein Teleobjektiv nicht dabeihatte. In solchen Augenblicken hielt ich dann bewusst inne und beobachtete einfach ohne weiter ans filmen zu denken.
Besonders zum Nachdenken hat mich die unglaubliche Artenvielfalt im Nationalpark gebracht. Bei meinen ersten Touren übersah ich noch viele Tiere und Pflanzen, weil ich so sehr mit dem Erkunden des Gebiets beschäftigt war. Weil ich dann aber jeden Tag so viele Stunden dort verbrachte wurde ich allmählich feinfühliger und bemerkte immer mehr wie viel Leben sich da rund um mich regte. Nachdenklich stimmte mich dann besonders der Vergleich mit den Waldgebieten, die ich bisher kannte. Eine so dichte Ansammlung an verschiedensten Pflanzen, Tieren und Insekten auf einem so kompakten Areal konnte ich zuvor noch nirgends entdecken, da so viele Wälder intensiv vom Menschen bewirtschaftet werden.
Mein persönlicher Rückblick
Als Naturfilmer habe ich viele neue Disziplinen, wie die Arbeit mit dem Gimbal oder der Unterwasserkamera, ausprobieren und meine Fähigkeiten darin verbessern können. Da ich auf mich allein gestellt war, um während der zwei Wochen zu meinen Aufnahmen zu kommen, erweiterte der Aufenthalt meine Selbstständigkeit und mein problemlösungsorientiertes Denken.
Ich nahm für mich auch ein verstärktes Umweltbewusstsein mit und dachte viel darüber nach wie wichtig eine so unberührte Natur für die Menschheit ist.
Ich empfand die Zeit, trotz aller selbstauferlegten Strapazen, als äußerst erholsam. Einen so intensiven und ausgedehnten Kontakt mit der Natur hat man im alltäglichen Leben eher selten und darum wurde mir auch bewusst wie besonders diese Möglichkeit, die mir die Nationalparks Austria mit dem Medienstipendium boten, war. Besonders hervorzuheben ist dabei wie umfangreich ich im Nationalpark Thayatal von allen unterstützt wurde. Schon bevor ich mich überhaupt auf die Reise dorthin begab fühlte ich mich bestens informiert. Vom optimalen Zeitraum zum filmen etwaiger Tiere und Pflanzen bis hin zur Unterbringung wurde mir alles so professionell im Vorhinein organisiert, dass ich mich dort nur aufs filmen konzentrieren musste.
Man hatte auch während meines Aufenthaltes immer ein offenes Ohr für sämtliche Fragen und ich bekam die besten Tipps für besondere Plätze und wo ich welche Tiere am wahrscheinlichsten finden konnte.
Text: Hans-Werner Hamberger
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