Akustisches Monitoring und KI
liefern neue Erkenntnisse

Neusiedler See - Seewinkel

Drei Jahre lang erforschten Universität Wien und Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel mit Hilfe von Technologie und künstlicher Intelligenz die Artenvielfalt der Vögel am Neusiedler See. Am 8.Oktober wurden die Ergebnisse bei einem internationalen Event vorgestellt.

Vor dem Schilf des Neusiedler Sees ist eine Sound Station aufgebaut
(c) Roman Zach-Kiesling

Technische Zusammenarbeit
Der Neusiedler See ist für seine umfangreiche Biodiversität bekannt, doch Einflüsse wie der Klimawandel und der damit einhergehende sinkende Wasserpegel haben negative Folgen. Vor drei Jahren haben Huawei Austria, die Universität Wien und der Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel deshalb gemeinsam im Rahmen eines „TECH4ALL“-Projekts die Erforschung der Biodiversität im Schilfgürtel des Neusiedler Sees gestartet. Mit akustischen Geräten, smarten Technologien und KI wurde analysiert, wie sich der Zustand des Schilfs auf die darin lebenden Vögel auswirkt.

Brandmanagement kann Diversität fördern
„Es wurde in den vergangenen Jahrzehnten kaum noch Schilf abgeerntet, was sich negativ auf den Zustand des Schilfgürtels ausgewirkt hat. Im Rahmen der Studie wurde untersucht, ob gezielte Brände einen ähnlichen Effekt wie das Ernten haben können. Dafür wurden Bereiche, die aufgrund von Bränden verschiedene Alterszustände vorweisen, miteinander verglichen“, erklärt Christian Schulze von der Universität Wien. An 57 Untersuchungsstandorten wurden dafür mithilfe von Audiogeräten von Huawei über 11,72 Terabyte an Sound Files und 2.135.550 einzelne Audiodateien gesammelt. Die Künstliche Intelligenz konnte 69 Vogelarten im Schilf unterscheiden und wichtige Informationen über Artenreichtum und Vielfalt in verschiedenen Schilfgebieten gewinnen.

„Tatsächlich hat sich bei den Untersuchungen zwar gezeigt, dass ältere Schilfteile die größte Diversität an Vogelarten beherbergen. Dass kontrollierte Schilfbrände aber auch positive Aspekte haben, zeigt die Analyse der einzelnen Spezies. Während etwa das Kleinsumpfhuhn oder der Mariskensänger laut den neuen Daten am liebsten in altem Schilf brüten, bevorzugen andere Spezies wie der Teichrohrsänger oder die Bartmeise eindeutig jene Gebiete, in denen das Schilf in den Jahren 2002 oder 2022 großflächig abgebrannt und anschließend neu gewachsen ist“, erklärt Schulze. Viele Vogelarten würden also von gezieltem Brandmanagement profitieren, was wiederum die gesamte Diversität des Neusiedler Sees stärken könnte.

Auf einem Schilf-Halm sitzt ein hellbrauner Vogel mit langen Schwanzfedern
(c) Gruber und Seebacher

Bartmeise

Ein braun schwarz grauer kleiner Vogel sitzt auf einem Schilf Zweig
(c) Lukas Vendler

Rohrammer

Blaukehlchenbestand erholt sich
Von den 69 verschiedenen Vogelarten, die die KI im Schilfgürtel erkannt hat, sind die am häufigsten erfassten Arten der Teichrohrsänger, die Bartmeise und die Rohrammer. Das deckt sich auch mit den herkömmlichen Beobachtungen der Ornithologen. Die Analysen brachten aber auch viele neue Erkenntnisse. „Wir sind jahrelang davon ausgegangen, dass die Blaukehlchen im Schilf des Neusiedler Sees deutlich weniger wurden. Tatsächlich stellte sich nun aber heraus, dass die Spezies begonnen hat, das Altschilf stark zu besiedeln“, so Schulze. Auf der anderen Seite führte die anhaltende Trockenheit allerdings dazu, dass die Große Rohrdommel den Neusiedler See komplett gemieden hat. „Wir hoffen aber, dass sich die Situation im vergangenen Jahr wieder gebessert hat und die vermehrten Niederschläge für eine Rückkehr gesorgt hat. Die Auswertung unserer neuen Daten wird das zeigen“, weist er darauf hin, dass die Forschung weiter fortgesetzt wird.

KI erhöhte Genauigkeit erheblich
Durch den Einsatz von KI-gestützter Schallanalyse konnte die Genauigkeit und Effizienz der Identifizierung von Vogelarten im Vergleich zu herkömmlichen Methoden erheblich verbessert werden. „Dank der modernen Technologie haben wir die Möglichkeit, signifikant mehr und vor allem zeitlich unbegrenzt Daten zu generieren. Zu jeder Tages- oder Nachtzeit und bei jeder Wetterlage zu der normalerweise nie ein Forscher im Schilf gewesen wäre. Dazu kommt, dass wir große Fläche simultan analysieren können“, so Harald Grabenhofer, Fachbereichsleitung beim Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel.

2024 werden weitere akustische Untersuchungen durchgeführt, um die Auswirkungen von Wasserstandsänderungen auf Vogelpopulationen zu bewerten. Diese Forschung wird in zukünftige Naturschutzmaßnahmen einfließen und die Artenvielfalt im Schilfrohr-Ökosystem am Neusiedler See sichern. Das Engagement von Huawei in dem „TECH4ALL“-Projekt wurde kürzlich auch mit der Nominierung des SDG-Awards der Nominierung für den SDG-Award, Österreichs wichtigstem Nachhaltigkeitspreis, honoriert.

Text: Huawei, 09.10. 2024

 
 

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