Heuschrecken und Schafe
in den Donau-Auen
Heuschrecken sind die wichtigsten Pflanzenfresser des europäischen Grünlands und eine wichtige Indikatorgruppe, um Naturnähe bzw. Störung anzuzeigen. Während ihres Forschungsstipendiums verwendete Johanna Krecké Modellorganismen, um Effekte von Beweidung- und Mahdregime, wie auch den zeitlichen Aspekt des Managements zu erfassen.
Dämme als wertvolle Lebensräume
Extensive Bewirtschaftung, ob durch Mahd oder Beweidung, zur Förderung von Biodiversität in europäischen Kulturlandschaften wird in der Naturschutzpraxis viel diskutiert. Dämme, wie der Marchfeldschutzdamm, haben sich zu wichtigen Rückzugsorten für diverse Lebensgemeinschaften des Grünlandes nahe der Feuchtgebiete entwickelt, gleichzeitig sind sie aber auch abhängig von regelmäßigem Management.
Das Untersuchungsgebiet im Donau-Auen National Park (Ostösterreich) umfasst seit kurzem durch Schafe beweidete und gemähte Wiesenflächen auf dem Marchfeldschutzdamm. Unterschiede in Häufigkeit, Artenreichtum, Artenzusammensetzung und Auswirkungen des Managements auf dem Marchfeldschutzdamm wurden bewertet.
Beweidung und das Mikroklima der Wiesen
Durch Beweidung werden Eigenschaften wie Vegetationshöhe und -dichte, sowie das Vorkommen verschiedener Pflanzenarten, verändert. Dies kann Heuschreckenarten während ihres Lebenszyklus etwa bei der Nahrungsaufnahme, der Eiablage und der Ausbreitung stark beeinflussen. Hierbei reagieren verschiedene Arten schon bei geringen Veränderungen sehr sensibel, weswegen sich Heuschrecken als Bioindikatoren gut eignen. Vegetationshöhe und -dichte sind wegen ihres Einflusses auf das lokale Mikroklima bestimmende Faktoren für Heuschrecken: Die Reduktion der Vegetationshöhe durch Mahd führt zu einer erheblichen Erwärmung des bodennahen Mikroklimas, wodurch die Aktivität der Heuschrecken tagsüber gesteigert werden kann. Andererseits wandern besonders in den Monaten Juli und August einige Heuschreckenarten zielgerichtet in hochwüchsige Vegetation ab, um sich abzukühlen und physiologische Schäden zu vermeiden.
Methode und Erkenntnisse
Heuschrecken wurden mittels Keschern entlang von Transekten auf beweideten sowie unbeweideten Flächen des Marchfeldschutzdammes aufgenommen. Wichtige Parameter wie Tageszeit, Temperatur, Wind, Bewölkung, Vegetationshöhe und -dichte wurden notiert.
Insgesamt wurden 50 Schafe im Bereich Schönau zwischen der niederösterreichischen Landesgrenze und dem Schönauer Schlitz auf 2 km Länge in Koppelhaltung zur Beweidung gehalten und etwa alle 4 Tage in Richtung Westen weitergeführt.
Insgesamt konnten 24 Heuschreckenarten auf den Untersuchungsflächen nachgewiesen werden, dabei unterschied sich die Artenzusammensetzung der beiden Abschnitte des Dammes stark. Einige Arten zeigten gravierende Unterschiede in ihrer Häufigkeit, meist wurden auf den gemähten Flächen mehr Individuen gefunden. Besonders als „nicht gefährdet“ geltende Arten waren häufiger auf gemähten Wiesen. Dennoch wurde eine höhere Artenvielfalt auf den beweideten Flächen festgestellt. Die graduelle Beweidung bot über die Saison weitaus vielfältigere Vegetationsstrukturen als das Mähen mit Traktoren.
Text: Johanna Krecké
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