Greifvögel
unterwegs

Brutsituation in den Alpen
Im alpenweiten Bartgeier-Monitoring gehören die ersten Wochen des Jahres zu den spannendsten Abschnitten des Projektjahres. Während der Brutsaison 2024/2025 konnten durch Horstkontrollen insgesamt 80 Eiablagen im Alpenraum festgestellt werden. In weiterer Folge konnten im Frühjahr insgesamt 71 produzierte Jungvögel nachgewiesen werden. In den Alpen wurden somit 26 Jungvögel in Frankreich, 23 Jungvögel in der Schweiz, 15 Jungvögel in Italien und sieben Jungvögel in Österreich produziert (Stand 06/2025).
Brutsituation in Österreich
In der Brutsaison 2024/2025 wurden insgesamt 11 Brutpaare betrachtet, von denen fünf Paare in den Hohen Tauern und sechs Paare in Nordtirol leben. Durch die Kooperation der Monitoringzentralen (Hohe Tauern und Nordtirol) wird das Brutgeschehen der in Österreich bekannten Brutpaare überwacht. Horstkontrollen zeigten, dass acht Paare zur Brut geschritten waren, von denen ein Paar die Brut vor dem errechneten Schlupfdatum abbrach. In Österreich haben insgesamt sieben Paare einen Jungvogel produziert. Während drei Jungvögel in den Hohen Tauern zur Welt kamen, schlüpften in Nordtirol vier Jungvögel. Anschließende Kontrollen ergaben jedoch, dass zwei Jungvögel in den Hohen Tauern nach dem Schlupf verendet waren.
Brutsituation in den Hohen Tauern
Paar Prägraten
Wie bereits im Jahr 2024 wurde auch in diesem Frühjahr bereits Anfang Januar der Brutbeginn des Prägratener Paares festgestellt. Nachdem zum errechneten Schlupfdatum im Rahmen der Horstkontrollen kein Jungvogel nachgewiesen wurde, stand Mitte März fest, dass es erneut zu einen Brutabbruch gekommen war. Aus welchen Altvögeln sich das Paar zusammensetzt kann nicht sicher gesagt werden, doch die letzten genetischen Analysen der Federproben ergaben, dass es sich bei dem Männchen wahrscheinlich um Bartgeier Lea (ausgewildert im Dorfertal/2015) handelt.
Paar Rauris
Horstkontrollen ergaben, dass das Rauriser Paar, bestehend aus Bartgeier-Weibchen Alexa (Rauris/ 1988) und Andreas Hofer (Rauris/ 1996) Mitte Januar mit der Brut begonnen hatte. Seit 2002 ist das Paar bisher 23-mal zur Brut geschritten und hat in diesem Zusammenhang seit 2010 neun Jungvögel erfolgreich großgezogen. Im Rahmen der Schlupfkontrolle konnte Mitte März der Jungvogel bestätigt werden. Nachdem wenige Tage später beide Altvögel gemeinsam fliegend beobachtet wurden, ergab eine Horstkontrolle, dass das Nest verlassen und somit der Jungvogel in den ersten Lebenswochen verendet war. Aus welchem Grund der Jungvogel verendet war, konnte nicht ermittelt werden.
Paar Katschberg
Mit insgesamt zehn erfolgreichen Bruten gilt das Katschberger Bartgeier-Paar, welches nach aktuellem Kenntnisstand aus Hubertus2 (Kals/2004) und Romaris (Kals/2007) besteht, als bisher erfolgreichstes Bartgeier-Brutpaar Österreichs.
Horstkontrollen ergaben, dass das Paar im Januar 2025 zur Brut geschritten war. Auch die Schlupfkontrolle im März verlief erfolgreich und bestätigte einen Jungvogel. Weitere Horstkontrollen stellten fest, dass beide Altvögel Ende März den Horst verlassen hatten, was den Brutabbruch bedeutete. Aus welchen Gründen der Jungvogel verendet war, kann zum aktuellen Zeitpunkt nicht sicher gesagt werden.
Paar Heiligenblut
Seit 2021 bilden Bartgeier-Weibchen Ambo (Gasteinertal/2002) und ihr Partner Fortuna (Dorfertal/ 2015) das Heiligenbluter Paar. Nachdem Mitte Januar der Brutbeginn bestätigt wurde, konnte im Rahmen der Horstkontrolle zum errechneten Schlupfdatum festgestellt werden, dass die Heiligenbluter Bartgeier einen Jungvogel produziert hatten.
Für das Heiligenbluter Paar ist es der inzwischen dritte Jungvogel, welcher seit ihrer ersten erfolgreichen Brut im Jahr 2023 zur Welt kam. Bartgeier Ambo galt seit 2014 als verschollen und konnte 2021 anhand der genetischen Analyse von Federproben als Reviervogel identifiziert werden. Das Sammeln von Federproben ist fester Bestandteil des Monitorings und dient der Identifizierung der Altvögel sowie der genetischen Erfassung des Jungvogels.
Weiterführende Horstkontrollen Anfang Juni zeigten, dass sich Heiligenblut2025 gut entwickelt.
Paar Mallnitz
Im Frühjahr 2025 konnten beim Mallnitzer Bartgeier-Paar, bestehend aus Charlie (Untersulzbachtal/2016) und Felix2 (Debanttal/2014) keine Brutaktivitäten festgestellt werden. Ende Januar wurden in Horstnähe Eiskletteraktivitäten dokumentiert, was eine massive Störung des Brutgeschehens darstellte. Umgehend wurde in einer Kooperation zwischen Nationalpark Hohe Tauern und Österr. Alpenverein (ÖAV) dazu aufgerufen, in Horstnähe nicht zu klettern. Zusätzlich installierte die Kärntner Nationalparkverwaltung ein Beschilderungssystem, welches die Eiskletterer zur Meidung des Gebiets informierte. Trotz eingeleiteter Maßnahmen wurde kein Brutbeginn fest-gestellt. Störungen des Brutgeschehens durch Eiskletteraktivitäten nehmen in den Hohen Tauern nachweislich zu, weshalb Maßnahmen zum Schutz der Brutaktivitäten überarbeitet werden müssen.
Paar Gschlöß
Die Auswertung der Meldungen belegt, dass das Gschlößtaler Bartgeier-Paar, bestehend aus Glocknerlady (Fleißtal/2012) und Pinzgarus (Rauris/2008) zum letzten Mal im September 2024 gemeinsam fliegend beobachtet wurde. Seitdem konnte im Gschlößtal nur noch ein Altvogel nachgewiesen werden. Aus dem Verschwinden des zweiten Altvogels ergeben sich derzeit zwei Thesen. Der Zeitpunkt des Verschwindens kann ein Beweis dafür sein, dass sich das Paar getrennt hat. Ein Grund dafür könnte der überaus geringe Bruterfolg (*2023) bilden, was nachweislich auch auf anthropogene Störungen während der Brutzeit zurückzuführen ist. Auch ist es möglich, dass der zweite Altvogel verendet ist. Die Identität des verschwundenen Altvogels konnte bis zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht geklärt werden, da dieser bisher weder verendet aufgefunden oder lebend an einem anderen Ort nachgewiesen werden konnte.
Tirol/Vorarlberg
Paar Ötztal
Das Ötztaler Paar, bestehend aus dem Weibchen Humboldt-Albula (Schweiz/2010) und dem Männchen Paolino-Zebru (Italien/2016) ist Mitte Januar zur Brut geschritten. Im Rahmen der Horstkontrollen konnte im März der inzwischen fünfte Jungvogel des Paares nachgewiesen werden. Nach aktuellem Kenntnisstand bildet das Ötztaler Bartgeier-Paar bisher das einzige Paar im österreichischen Alpenraum, welches sich aus wildgeschlüpften Vögeln zusammensetzt. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich kurz- bis mittelfristig weitere Paare aus wildgeschlüpften Vögeln im österreichischen Alpenraum etablieren werden.
Paar Paznauntal
In der ersten Februarhälfte konnte im Rahmen von Horstkontrollen erstmals der Brutbeginn des Paznauner Bartgeier-Paares nachgewiesen werden. Die Identität der Altvögel ist derzeit noch unklar und soll durch die Analyse von Federproben geklärt werden. Nachdem in der vergangenen Brutsaison keine Brutaktivitäten festgestellt wurden, konnte Ende März 2025 erstmal ein Jungvogel im Paznauntal nachgewiesen werden. Die neu entstandenen Paare in Nordtirol sind ein Beweis, dass v.a. der westösterreichische Alpenraum von den Bartgeiern sukzessiv besiedelt wird.
Paar Pitztal
Das Pitztaler Bartgeier-Paar gehört zu jenen Paaren, welche erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden. Da es sich um einen Zufallsfund handelt, kann nicht sicher gesagt werden, wie lang dieses Paar bereits in dem Gebiet etabliert ist. Auch die Identität der Altvögel ist derzeit noch unklar und soll durch die Analyse von Federn geklärt werden. Horstkontrollen im Februar 2025 ergaben, dass das Paar bereits zum dritten Mal seit seiner Entdeckung im Jahr 2023 zu Brut geschritten war. Die daran anschließenden Kontrollen zum Schlupfzeitpunkt ergaben, dass das Brutpaar zum inzwischen dritten Mal in Folge einen Jungvogel produziert hatte.
Paar Lechtal
Die Lechtaler Alpen bilden die Heimat für das älteste Bartgeier-Paar Nordtirols. Das Lechtaler Paar, bestehend aus dem Weibchen Natura (Engadin/2005) und ihrem Partner Madagaskar (Calfeisen/2011) ist wie gewohnt im Januar zur Brut geschritten. In Zusammenarbeit mit dem zuständigen Berufsjäger, konnte Mitte März der inzwischen sechste Jungvogel des Paares nachgewiesen werden. Madagaskar und Natura konnten 2021 im Rahmen der genetischen Analyse von Federproben ermittelt werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass beide Vögel bereits seit 2019 erfolgreich brüten.
Tiroler Gesetzesnovelle zum Schutz der Brutaktivitäten
Durch die Novellierung des Tiroler Naturschutzgesetzes (TNSchG) ist es im Land Tirol seit November 2024 möglich, „Artenschutzrechtliche Schutzzonen“ auszuweisen. Laut dem § 25a TNSchG kann somit das Betreten des Umgebungsbereiches der Fortpflanzungsstätten oder Nester für die Dauer der Fortpflanzungs-, Brut- und Aufzuchtzeit verboten werden.
Ein Ziel der rechtlich ausgewiesenen Schutzzonen besteht unter anderem im verbesserten Schutz brütender Bartgeier sowie der Aufzucht des Jungvogels. Die steigende Zahl an Brutpaaren sowie zunehmende Eiskletteraktivitäten machen Sperrungen sensibler Bereiche im Sinne des Artenschutzes für den österreichischen Alpenraum zwingend notwendig.
Bartgeier Recka unterwegs in den Hohen Tauern
Aus den Senderdaten geht hervor, dass Bartgeier-Weibchen Recka (Berchtesgaden/2022) den Winter überwiegend in den Hohen Tauern verbrachte. Die Auswertung der gemeldeten Daten ergab, dass Recka das Gebiet zwischen Glockner- und Ankogelgruppe präferierte.
Ein Grund dafür bildet höchstwahrscheinlich die gute Verfügbarkeit von Stein- und Gamswild-kadavern. Seltener gingen Senderdaten aus dem Salzburger Nationalparkanteil ein. Im Herbst 2024 wurde festgestellt, dass Recka, sich erstmals mit eisenoxidhaltigem Schlamm gefärbt hat, was möglicherweise in der Goldberggruppe geschah. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie in den kommenden Jahren auf Partnersuche geht, um ein eigenes Paar zu bilden. Aktuelle Daten belegen, das Recka seit Anfang April wieder die Hohen Tauern befliegt. Außerdem geht aus den Senderdaten hervor, dass sich Recka von allen, bisher in Deutschland ausgewilderten Bartgeiern bisher am längsten in den Hohen Tauern aufhielt.

GPS-Koordinaten des Bartgeiers Recka
Bartgeier Gaia und Paradiso zu Gast in Österreich
Laut der GPS-Senderdatenbank des IBM beflog Bartgeier-Weichen Gaia (Melchsee-Frutt/2024) Mitte April den Westen Österreichs. Während sie Anfang April noch südlich des Genfer Sees geortet wurde, durchquerte sie in nur wenigen Tagen die Schweiz und flog auf bis ins Kaunertal (Tirol), wo sie nach Nordwesten abdrehte und das östliche Vorarlberg beflog.

Federmarkierung Bartgeier Gaia
Im Mai beflog Gaia den Übergangsbereich zwischen den Allgäuer Alpen und dem Außerfern.
Insbesondere bei jungen Bartgeiern sind derartige Langstreckenflüge nicht selten. Die Telemetrie bietet eine sehr gute Möglichkeit, derartige Erkundungsflüge dokumentieren zu können.
Zusätzlich konnte anhand von GPS-Koordinaten ermittelt werden, dass auch Bartgeier Paradiso für kurze Zeit in den österreichischen Alpenraum einflog. In Bezug auf die gemeldeten Daten beflog das 2024 in Melchsee-Frutt ausgewilderte Bartgeier-Männchen das südwestliche Vorarlberg, bevor er wieder in die Schweiz zurückkehrte.
Erster Bruterfolg für Bartgeier Caeli
Aus der IBM-Datenbank geht hervor, dass Bartgeier Caeli (Mallnitz/2018) zusammen mit seiner Partnerin (Bartgeierpaar Passeier) erstmals einen Jungvogel produziert hat. Nachdem 2024 ein Brutabbruch gemeldet wurde, konnte Mitte März der Schlupf eines Jungvogels nachgewiesen werden. Zusammen mit seiner Partnerin befliegt Caeli ein Revier im Passeiertal (Südtirol).

Bartgeier Caeli
Die Identität des Weibchens konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Die Bartgeier-Männchen Kasimir und Caeli bildeten die letzten, der insgesamt 63 Bartgeier, welche zwischen 1986 und 2018 in Österreich ausgewildert wurden. Im Frühjahr 2025 konnten in Südtirol insgesamt vier Jungvögel bestätigt werden.
Gänsegeier
Im Frühjahr wurden aus dem Lesachtal (Kärnten) häufig mehrere Gruppen von Gänsegeiern gemeldet. Aufgrund der kurzen Distanz zwischen Lesachtal und der Geierstation am Lago di Cornino (Friaul) flogen Gänsegeier auch in der kalten Jahreszeit immer wieder ins südliche Österreich ein. Im März wurden zwischen Lesach- und Oberdrautal bis zu 50 Individuen gezählt. Den Grund für die Anwesenheit der Vögel bildeten sehr wahrscheinlich verendete Wildtiere. Anfang April wurden in von Osttirol ebenfalls ca. 50 Gänsegeier beobachtet. Unter ihnen war auch der 2019 besenderte Gänsegeier GypFul_FB5, dessen Reise vom Friaul bis nach Osttirol dokumentiert werden konnte. Es ist anzunehmen, dass es sich sowohl bei den Vögeln im Lesachtal als auch in Osttirol größtenteils um die gleichen Individuen handelte. Derartige Ausflüge sind keine Seltenheit, denn auch im April 2024 erkundete GypFul_FB5 bei günstiger Witterung für zwei Tage die Hohen Tauern.

Gänsegeier F71 und Z26 im Lesachtal
In weiterer Folge gelang es, zwei markierte Individuen zu identifizieren. Aus der Datenbank der Geierstation am Lago di Cornino ging hervor, dass der erste Vogel 1995 in Spanien zur Welt kam und 1998 in Italien beringt wurde (Ringaufschrift: F71). Zwar können Gänsegeier in Zoos ein Alter von bis zu 55 Jahren erreichen, doch bilden Nachweise von Vögeln mit einem Alter von 30 Jahren in freier Wildbahn eine Seltenheit. Das zweite Tier wurde 2007 im Alpenzoo Innsbruck geboren und im selben Jahr in der Geierstation am Lago di Cornino beringt (Ringaufschrift: Z26).

Gänsegeier IFK in Osttirol
Anfang Mai konnte im Osttiroler Nationalparkanteil ein beringter Gänsegeier abgelichtet werden. Laut dem Leiter der Geierstation am Lago di Cornino wurde der Gänsegeier mit der Kennung IKF im Jahr 2020 in südfranzösischen Gorges du Verdon geboren und konnte bereits mehrfach in Friaul nachgewiesen werden.
Internationaler Bartgeier-Zähltag 2025
Auch 2025 werden im gesamten Alpenraum wieder Bartgeier gezählt!
Vom 11. bis 18. Oktober 2025 sind alle Interessierten herzlich dazu aufgerufen, nach Bartgeiern Ausschau zu halten und ihre Sichtungen an bartgeier@hohetauern.at zu melden.
Am Hauptzähltag (Fokustag), dem 11. Oktober 2025 sollte nach Möglichkeit im Zeitraum zwischen 09:00 bis 15:00 Uhr (mindestens 10:00 bis 14:00 Uhr) ein selbstgewähltes Gebiet in den österreichischen Alpen beobachtet werden.
Was sollte eine Meldung enthalten?
- Datum und Uhrzeit
- Beobachtungsdauer
- Ort
- Flugrichtung
- Gefiederfärbung und mögliche Markierungen
- Foto und/oder Video (wenn möglich)
Für die Beobachtung ist es wichtig, Feldstecher, Fotoapparat und Schreibutensilien dabei zu haben!
Text: Matthias Lehnert
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