Eine Reise
durch den Auwald

Donau-Auen

Sechs Monate verbrachte Lukas Schabernag als Praktikant im Nationalpark Donau-Auen. Von Fotofallen, Hochwasser und was ihm sonst noch während dieser Zeit wiederfahren ist, berichtet er in disem Blogbeitrag.

Ein Mann in einem Wald hält einen Ast in die Höhe
(c) Schabernag

Probenahme der Wilden Weinreben für die Laboruntersuchung 'Lasset die Blätter regnen'

Ein junger Mann trägt ein Imkernetz über dem Gesicht, hinter ihm eine grüne Landschaft
(c) Lukas Schabernag

Jungeschenbewertung im Hochsommer (Gelsensommer) 2024. Nächster Job: Imker?

 
Ein Mann steht auf einer Leiter und befestigt ein technisches Gerät auf einem Baum
(c) Lukas Schabernag

Schnell noch die Batterien und Speicherkarte der Wildkamera wechseln, bevor sich die Leiter noch stärker durchbiegt.

Rein in den Auwald
Und da kommt er… der Regionalbus 550 von Wien Aspernstraße nach Orth/Donau. 40 Minuten Fahrzeit und ein Rundumblick auf die tolle Marchfelder Agrarlandschaft später erreicht er das schlossORTH Nationalpark-Zentrum. Hier sollte ich nun die nächsten 6 Monate (01.07.2024 – 31.12.2024) als Praktikant des Bereichs „Natur & Wissenschaft“ im Nationalpark Donau-Auen verbringen. Durch mein Studium an der BOKU meinte ich zu wissen, was mich so grob erwartet. Doch schon der erste Praktikumstag hatte es in sich und übertraf jede BOKU-Exkursion voll und ganz: Zusammen mit den neu kennengelernten KollegInnen durfte ich bei der Mitfahrt in einem Geländewagen gleich mal das Ranger-Feeling hautnah erleben. Über die holprigen Forststraßen inklusive gut absolviertem Slalom zwischen den wassergefüllten Schlaglöchern ging es zum hauseigenen Parkplatz – einer Wiese. Der anschließende Fußmarsch führte uns durch den sich stetig verändernden Auwald mit seiner einzigartigen Biodiversität, um schließlich unser Ziel, einen Horst des Kaiseradlers, zu erreichen. Dort durfte ich beim Besendern der frisch geschlüpften Jungvögel mithelfen. Ein perfekter erster Praktikumstag!

Naja gut, es gab einen Haken, der sich den ganzen Sommer hinziehen sollte: Gelsen! Durch die im Juni veröffentlichten Medienberichte wie „Gelsenplage an der Donau kommt jetzt so richtig in Fahrt!“ oder „Die Gelsen kommen, zieht euch warm an!“ wusste ich zwar, dass der Sommer im Nationalpark mit nervigem Summen und Stechen spannend werden könnte, doch dass ich mich selbst sogar mit Imkerhut und dicken Arbeitshandschuhen im Wald stehend wiederfinde, hätte ich auch nicht gedacht. Naja, besser bei voller Kleidungsmontur jeden Tag gefühlt mehrere Liter verschwitzen, als die Feierabende mit dem Einschmieren von Gelsenstichen verbringen, dachte ich mir. Und jetzt im Nachhinein kann ich sagen: Nur so lernt man den Nationalpark Donau-Auen mit seinen natürlichen Dynamiken richtig kennen! (Eine zweite Runde bräuchte ich aber auch nicht unbedingt 😉)

Zwei Bilder sind zu sehen, links steckt eine Person mit Gummistieflen im Schlamm, rechts lächelt ein junger Mann in einer Regenhose im Wasserstehend in die Kamera
(c) Lukas Schabernag

Rein in die Wathose und ab ins Wasser!

Zwei Bilder sind zu sehen, links ist ein Mann mit einer Bohrmaschine beim Möbelbau zu sehen, rechts mit einer Schaufel beim Eingraben eines jungen Baumes
(c) Lukas Schabernag

Auch im Wissenschaftsbereich war handwerkliches Geschick gefragt!

Monitoring und Hochwasser
Generell wurde ich im Wissenschaftsbereich von Beginn an mit vielen verschiedenen Aufgaben betraut, die sich über das komplette Praktikum erstreckt haben: So bekamen beispielsweise die vom BFW im Nationalpark ausgebrachten Jungeschen ihren jährlichen Check-Up, um zu sehen, ob sie weiterhin resistent gegenüber dem Eschentriebsterben sind. Auch der Kampf durch die „Minenfelder“ voller Brennnessel, um auch wirklich alle Eschen bewerten zu können, wurde dabei erfolgreich gemeistert.

Weiters zeigten mir die regelmäßigen Monitorings von Schirmarten wie dem Alpenbock (Rosalia alpina), dem Scharlachroten Plattkäfer (Cucujus cinnaberinus), der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) oder dem Zwerg-Rohrkolben (Typha minima) deutlich, wie klassische Naturschutzarbeit über einen längeren Zeitraum abläuft. Und wie es die gute wissenschaftliche Praxis verlangt, wurde nach allen vollendeten Monitorings auch jeweils ein Endbericht mit den erhobenen Daten verfasst. Nur so konnten die Projekte dann von meinen beiden lieben PraktikumsbetreuerInnen, Karo und Aaron, abgerechnet werden, was Ihnen jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht zauberte – immer wieder ein Highlight meiner Praktikumszeit!

Und wie es die natürliche Dynamik in den Donau-Auen will, gab es auch während meiner Praktikumszeit ein Hochwasser – sogar das stärkste seit 2013. Nicht nur, dass ich deshalb von meinen KollegInnen sofort die Bürokamera für eine Fotodokumentation in die Hände gedrückt bekam, nein, die überschwemmten Wiesen waren auch prädestiniert für das Keschern nach Urzeitkrebsen – zwar leider ohne Erfolg, aber dafür mit ganz viel Spaß beim Einsauen der Gummistiefeln und Wathose (mehr Ranger-Feeling ging echt nicht).

Verschiedene Bilder eines Hochwassers sind zu sehen, überschwemmte Wege und Straßen, übervolle Flüsse
(c) Schabernag

Eindrücke des Hochwassers im September 2024

Zwei Bilder desselben umgestürzten Baumes im Wald, links im trockenen Zustand, rechts während der Überschwemmung, halb im Wasser
(c) Schabernag

Hochwasser im September 2024 aus der Perspektive einer Wildkamera

Wer Tappt in die Fotofalle?
Eine sehr typische Praktikantenarbeit durfte in meinem Tätigkeitsspektrum auch nicht fehlen: Die Betreuung von insgesamt acht Wildkameras. Trotz GPS-Koordinaten stellte das Auffinden dieser erstmal eine Herausforderung dar: eh schon wissen, braune Kameras auf braunen Baumstämmen – der Waldkauz lässt grüßen. Zusätzlich durfte ich mich selbst als Kameramann beweisen, indem ich eine weitere Wildkamera neben einer Überschwemmungswiese anbrachte, um dem regen Treiben der Schwarzstörche bei der Nahrungssuche und der anschließenden Hirschbrunft gemütlich zuschauen zu können.

Die Aufnahme einer Fotofalle zeigt zwei Graureiher scheinbar im Tanz
(c) Lukas Schabernag

Bewerbung der Graureiher für den Wiener Opernball

Die Aufnahme einer Fotofalle zeigt einen jungen Mann auf einer Wiese, der sich der Kamera nähert
(c) Lukas Schabernag

Erwischt!

Starke Nerven und Selbstständigkeit
Neben diesen regelmäßigen Tätigkeiten durfte ich auch weitere, einmalige Erfahrungen sammeln: Sei es die Dokumentation von einigen Drohnenflügen (ORF-Dreh, Uni-Lehrveranstaltungen), die Teilnahme an Exkursionen (Hirschlosen und Wildschweinjagd mit den ÖBf, Nachtwanderung und Bootstouren mit den Rangern, Besuch der Greifvogelstation Haringsee), oder auch die Mithilfe bei den Tätigkeiten unseres Nationalparkförsters wie Landschaftspflegeinsätze oder allgemeine Waldarbeiten (aber Achtung: vor allem beim Ausnehmen der Hirsche und Wildschweine im Rahmen der Wildregulierung waren gute Nerven gefragt!).

Bei all diesen Aufgaben war für meine PraktikumsbetreuerInnen das oberste Credo: „Sei selbstständig, einfach machen“. Dies gefiel mir als ambitionierter Praktikant natürlich sehr gut und unterschied sich komplett von all meinen bisherigen Praktika.

Abschließend kann ich sagen, dass ich die Zeit als Praktikant des Wissenschaftsbereichs im Nationalpark Donau-Auen sehr genossen habe. Die ausgewogene Kombination zwischen selbstständiger Freilandarbeit und Büroarbeit werde ich wohl so schnell nicht mehr vergessen und in Kürze bestimmt sehr vermissen. Auch, dass ich durch meine Tätigkeiten die Artenschutzarbeit des Nationalparks ein bisschen vorantreiben konnte (Stichwort „sinnstiftende Arbeit“), fand ich sehr erfüllend und großartig. Und bis auf das eine Mal, als ich mit dem Dienstauto im Matsch stecken geblieben bin und ich durch das Durchdrehen der Reifen ein Warnlamperl aufleuchten ließ, oder mal einen Büroschlüssel in der Au verschwinden hab lassen, gab es auch keine gröberen Zwischenfälle während meiner Praktikumszeit. 😊

Ein schwarzes Auto in der Waschanlage
(c) Schabernag

Endreinigung der Dienstautos am Ende des Praktikums- versteht sich von selbst ;-)

Text: Lukas Schabernag, 12.12.2024

 
 

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