Ein Date
mit Gisela

Rangergeschichte

"Ohne Vorwarnung fragte mich Herbert Wölger, unser Nationalparkdirektor, ob ich Gisela schon kennen gelernt hätte. Mpfffff – eine mir noch nicht bekannte Kollegin? Nein! Die neue, mobile Sternwarte mit dem Namen GISELA. Okay, ich war bereit für das erste Date mit ihr!"

Als Ranger im Nationalpark Gesäuse muss man auf alles gefasst sein. Zum Beispiel darauf, dass die neue Kollegin übermenschliche Fähigkeiten besitzt und darüber hinaus eine Apparatur ist, wie Johannes Sulzbacher in seiner Rangergeschichte erzählt.

Ein Mann mit Brille in grüner Uniform steht vor einer Berglandschaft
@Heinz Peterherr

Bald darauf rauschte der Schöpfer von Gisela, Christoph Baumberger mit Fahrzeug samt Gisela im Hängerschlepptau an.
Als ich sie zum ersten Mal erblickte, dachte ich ⁉️⚡️🧨und nicht 😍🥰😘. Ich war baff, aber auch desillusioniert! Gisela sah aus wie ein extraterrestrisches Raumschiff in einem Science Fiction Film aus dem letzten Jahrhundert. Das also war mein Date?
Aber dann wurde Gisela enthüllt, also die Hüllen wurde zur Seite geschoben und ein Prunkstück wurde sichtbar. Nun war es um mich geschehen! Vor mir stand ein Teleskop der Spitzenklasse, schwingungsfrei auf einem Anhänger montiert - - was heißt eines, ich bemerkte zwei redundant arbeitende Teleskope: Eines überträgt das Himmelsgeschehen via Laptop auf einen überdimensionalen Bildschirm, wodurch eine Gruppe von Besucher:innen gleichzeitig die Sterne bewundern können, und durch das andere schaut man wie durch ein herkömmliches Amateurteleskop.

Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich den Saturn mitsamt Ringen und Monden live in einer Größe von fast einem Meter Durchmesser vor mir auf dem Bildschirm. Zum Angreifen! Ich war beeindruckt und ja – ergriffen! Saturn mit seinen aktuell 145 Monden, ist von der Erde im Mittel rund 1,5 Milliarden km entfernt. Das bedeutet, das reflektierte Sonnenlicht ist etwa 80 Minuten zu uns unterwegs oder anders ausgedrückt, wir sehen Saturn, wie er vor 80 Minuten aussah. Das ist mit allen Himmelsobjekten so. Bei der Andromeda-Galaxie schauen wir 2,5 Millionen Jahre in die Vergangenheit, als auf unserem Planeten, den wir sukzessive zu zerstören aber auch zu schützen versuchen, noch Australopithecus, der Vorläufer des Menschen gerade dabei war, den aufrechten Gang zu üben und soziale Fähigkeiten zu entwickeln – Lucy erlangte Berühmtheit

In der Dunkelheit ist ein Gefährt auf Rädern zu sehen, auf dem ein großes Teleskop angebracht ist
(c) Andreas Hollinger

In Johnsbach im Gesäuse ist es üblicherweise stockdunkel – nämlich 21,9 mag, was Bortle class 2 für die Nachtfotografie bedeutet. Bortle class 1 wäre Wüste Sahara zum Vergleich. Es ist manchmal so finster, dass wir bereits durch das Licht der Milchstraße Schatten werfen und die Andromeda-Galaxie ist sowieso freiäugig zu sehen. Wenn in der wilden Mitte Österreichs – aufgrund der dunkelsten Nächte – das Naturnachtgebiet Eisenwurzen (dark sky reserve) entsteht, wünsche ich Gisela, dass sie hier zu einem fixed star (Fixstern) wird.

Unser Prunkstück hat den Namen von Gisela Weiss (auch Gisela Weiß, geboren am 14. Juli 1891 in Wien – verstorben am 12. Juni 1975 ebenda), einer österreichischen Astronomin. Sie war die erste Frau, die in Österreich in Astronomie promovierte. Vor ihr war de facto Astronomie in Österreich Männersache – Überraschung? Übrigens: Gisela Weiß, mit Betonung auf der ersten Silbe – war Jüdin, die vor etwa hundert Jahren, bloß an einem einzigen Gymnasium in Wien maturieren durfte. Und heute? Das lässt mich für die Zukunft hoffen, aber leider werde ich das in hundert Jahren nicht mehr überprüfen können.

Die Milchstraße ist am Himmel über einer Bergkette zu sehen
(c) Andi Hollinger

Text: Johannes Sulzbacher, Nationalpark Gesäuse

 
 

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