20 Jahre unterwegs
im Nationalpark Gesäuse

Rangergeschichte

Nach unglaublichen zwanzig Jahren als Ranger im Nationalpark Gesäuse hat Wolfgang Riedl mit tausenden von Besucher:innen unvergessliche Erlebnisse geteilt. Jede Wanderung, jedes Lagerfeuer und jede Anekdote haben ihm gezeigt, wie tief die Verbindung zur Natur sein kann.

Ranger Wolfgang Riedl
(c)Heinz Peterherr

Besucher:innen und ihre Geschichten

Im Waldläufercamp wird das Erlebnis in der Natur besonders intensiv. Wenn wir drei Tage in der Wildnis der Gesäuseberge verbringen, kochen wir gemeinsam am offenen Feuer und schlafen unter dem funkelnden Sternenhimmel in selbstgebauten Unterkünften. Diese Erlebnisse bringen uns der Natur näher als je zuvor. Einmal landete ein beeindruckender Bockkäfer am Hals des wartenden Busfahrers. Mit einem entschlossenen Griff zermalmte er den Käfer in seiner Faust – ein Moment, der uns alle sprachlos machte und uns daran erinnerte, wie wichtig es ist, die Wunder der Natur zu respektieren.

Bei längeren Wanderungen kommen auch die menschlichen Bedürfnisse ins Spiel. In den Pausen erkläre ich den Kindern, wo das Buben-WC (Wald-Closette) und das Mädchen-WC sind. Einmal kam ein Bursche nach erledigtem Geschäft zurück und fragte mich: „…und – wo kann ich mir jetzt die Hände waschen?“ Das sorgte für einige Lacher und erinnerte uns daran, dass auch in der Natur die kleinen Dinge wichtig sind.

Eine meiner Lieblingsgeschichten ist die vom „Schwarzen Peter“, der im Haindlkar illegal gewildert hat. Die Schüler:innen lauschen gebannt, als ich erzähle, wie er den Jägern und Gendarmen über den waghalsigen Peternpfad entkommen konnte. Als eine Gruppe von kleinen Detektiven fragte: „Warum hat man ihn nicht mit einer DNA-Analyse überführen können?“, musste ich schmunzeln über den Einfallsreichtum der Kinder.

Unterwegs lernen die Schüler:innen auch viel über essbare und giftige Pflanzen. Ich erkläre ihnen die Gefahren von Glycosiden in Hollunderbeeren, die zu Durchfall oder Erbrechen führen können. Als wir einige Samen des invasiven Springkrauts kosteten, rief ein Schüler begeistert: „Es ist so cool, dass wir heute was Giftiges gegessen haben!“

Mit dieser Faszination bleibt den Kindern auch die Information hängen, dass die giftige Blausäure in den Bucheckern und vielen anderen Samen durch Kochen, Rösten oder Backen zerstört wird und sie so genießbar macht.

Exkursion im Nationalpark Gesäuse
(c)Stefan Leitner

Die Steine im Nationalpark erzählen Geschichten, die Millionen von Jahren zurückreichen. Der Dachsteinkalk, der die Gesäuseberge bildet, wurde über 200 Millionen Jahre am seichten Meeresboden abgelagert. Pro Jahr waren das 0,2 bis 0,5 Millimeter und als ich die Kinder fragte, wie lange es gedauert hat, bis 2.000 bis 4.000 Meter dieser Ablagerungen entstanden sind, höre ich eine empörte Reaktion: „…oba des is jo Mathematik!“ Es ist schön zu sehen, wie sie sich mit den Themen auseinandersetzen und dabei auch mal ins Grübeln kommen.

Nicht immer sind die Schüler:innen von den Ausflugszielen ihrer Lehrer:innen begeistert. Doch wenn sie schließlich sagen: „…viel cooler als ich mir das erwartet hab…“, weiß ich, dass der Nationalpark Gesäuse das richtige Ziel war. Diese Momente sind es, die meine Arbeit so erfüllend machen und mich immer wieder motivieren, die Schönheit und Vielfalt unserer Natur zu teilen.

Text: Wolfgang Riedl, Nationalpark Gesäuse

 
 

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